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Haltung

Modell Schweinestall © LfULG

Um die gesellschaftliche geforderten Veränderungen im Tier- und dem oft konkurrierenden Umweltschutz zu realisieren, muss sich der Stallbau und die Haltungstechnik deutlich weiterentwickeln. Der Stall von heute ist das Endprodukt einer Entwicklung, bei der die Arbeitsproduktivität und die tierischen Leistungen im Vordergrund gestanden haben. Sollen Tierwohl und Umweltschutz gleichermaßen zukünftig so viel höher bewertet, werden die Kosten weiter steigen, ohne dass weitere Produktivitätsfortschritte z.B. über die Steigerung biologischer Leistungen möglich sind. Dazu kommen steigende gesetzliche Anforderungen, die heute schon Realität sind. Im Rahmen des Versuchswesens sind wesentliche Punkte bei der Bewältigung der 3 großen „K-Fragen“ (Kupieren, Kastrieren, Kastenstände) schon erreicht worden. Wesentliche Ergebnisse dazu und zum Management hochleistender Bestände werden im Folgenden dargestellt.  

Verkürzte Kastenstandhaltung

Kastenstand © LfULG

Das Ziel der neuen Haltungsverordnung für Schweine ist tiergerechtere Mindeststandards zu schaffen und die Einzelhaltung der Sauen im Kastenstand auf 5 Tage im Abferkelbereich zu verkürzen. Um eine echte Verbesserung der Tierschutzstandards zu erreichen ist eine Weiterentwicklung der Haltungsverfahrens und der Ausgestaltung konventioneller Kastenstand- und Abferkelsysteme dringend erforderlich. Versuche mit unterschiedlich konstruierten Haltungssystemen im Besamungs- und Abferkelbereich zeigen, was aus Sicht der Tiere und der Menschen, die mit ihnen arbeiten, wichtig ist.

Die Versuchsergebnisse sind im Abschlussbericht als Schriftenreihe als Download angefügt.

Kastenstände, wie weit ist weit genug?

16_9_Sau_auf_Waage © LfULG

Liegeflächenakzeptanz von Mastschweinen in strukturierten Gruppenbuchten

Schweine in 4 Kojen von oben © LfULG

Haltungssysteme in denen Schweine ihr arteigenes Verhalten besser ausüben können, werden gesetzlich gefordert. Dazu sind gering oder nicht perforierte Fußbodenbereiche erforderlich, die gerade im Sommer zu erheblichen Verschmutzungen führen.

Checkliste für schweinehaltende Betriebe

Schweine in Stall © LfULG, Dr. E. Meyer

Die betrieblichen Möglichkeiten zum Kupierverzicht gelten zukünftig als der wichtigste Gradmesser für die Tiergerechtheit der Schweinehaltung. Noch ist der Weg das Ziel! Mit dem seit Juli 2019 gültigen bundesdeutschen Aktionsplan zum Kupierverzicht werden Schweine haltende Betriebe verpflichtet nachzuweisen, dass sie auf der »Suche nach geeigneten Maßnahmen« sind, um auf das Kupieren zu verzichten. Mit Hilfe der in Sachsen entwickelten Checkliste kann die geforderte Risikoanalyse und Evaluierung geeigneter Maßnahmen durchgeführt werden. Die Anwendung ist in Sachsen obligatorisch (Erlass SMS vom April 2019) wird in anderen ostdeutschen Ländern empfohlen. Die Liste wurde auf der Basis belastbarer Versuchsergebnisse und dem aktuellen Erkenntniszuwachs aktualisiert (Stand Februar 2024).

Stallbau und Kupierverbot

Stall © LfULG

Der bis heute im Stallbau verwendete Standard ist das Ergebnis einer Entwicklung, bei der die Arbeitsproduktivität und die biologischen Leistungen der Schweine im Vordergrund gestanden haben. Um in Zukunft möglicherweise unkupierte Schweine halten zu können, müssen viele Kriterien im Stallbau optimiert werden. Dazu gilt es, vor allem Haltungsfaktoren zu finden, die bislang als nicht leistungsrelevant oder gleichgültig bewertet wurden und trotzdem Störungen auslösen. Diese müssen als Stallbaukriterien neu definiert werden. Mehr dazu im anhängendem Fachbeitrag.

Untersuchungen zum Einfluss von Kupierlänge und Schwanznekrosen im Hinblick auf ein mögliches Schwanzbeißgeschehen in Ferkelaufzucht und Schweinemast

Ferkel © LfULG

Auf dem Weg zum Kupierverzicht. Welche Rolle spielen Kupierlänge und Schwanznekrosen?
Die bislang sicherste Methode, um das Schwanzbeißen zu verringern oder zu vermeiden, stellt das Kürzen der Schwänze im Saugferkelalter dar, was als vorbeugende Maßnahme heute nicht mehr erlaubt ist. Eine maßgebliche Bedeutung für die Entwicklung von Verhaltensstörungen können nekrotische Veränderungen an peripheren Körperteilen wie Ohren und Schwänzen haben, weil sie zu vergleichbaren Symptomen (juckende, entzündliche Gewebeveränderungen, Blutaustritt) wie das Schwanz- bzw. Ohrbeißen selber führen.
Im Rahmen eines Projektes mit insgesamt 2.086 Wurfgeschwistern wurde versucht Ursache und Folge zu unterscheiden.
Mehr im anhängendem Fachbeitrag.

Isofluran Narkose: Stand von Wissen und Technik

Betäubungsgerät © LfULG, Dr. E. Meyer

Das Gerät muss zum Betrieb passen:
Der überwiegende Teil der Eberferkel in Deutschland wird leider auch weiterhin kastriert werden müssen, weil zu wenig Absatzmöglichkeiten für intakte Eber oder Immunokastraten bestehen. Zur sachgerechten Narkose sind geeignete Narkosegeräte erforderlich, die im Rahmen des DLG Zertifizierungsverfahrens erheblich weiterentwickelt und vom LfULG bewertet wurden. Auch sollten die mittlerweile vorliegenden ersten Erfahrungen mit den Geräten in der Praxis dringend beachtet werden. 

Was leisten die Eber?

Eber © LfULG

Die Geschwindigkeit mit der die Ebermast in Deutschland etabliert werden soll ist sehr hoch, das stimmt bedenklich weil viele Punkte der Verfahrenstechnik nicht geklärt sind. Dabei ist keineswegs klar, ob die Eber bessere biologische Leistungen bringen.

Gemischt- oder getrennt geschlechtliche Ebermast?

Mastschweine © LfULG

Masteber werden in der Regel getrennt geschlechtlich gehalten, um sie bedarfsgerecht füttern zu können. Nachdem sich aber herausgestallt hat, dass sich die Ansprüche an die Nährstoffversorgung gar nicht so stark unterscheiden, stellt sich die Frage ob auch eine gemeinsame Haltung von intakt männlichen und weiblichen Tieren möglich ist und welche Konsequenzen diese Haltungsform für Leistungen, Tierwohl und die Fleischqualität hat.

Untersuchungen zum Einfluss verschiedener Spektralfarben des Umgebungslichtes auf Tierverhalten und biologische Leistungen von Aufzuchtferkeln

© Dr. E. Meyer LfULG

Die moderne LED-Technologie spart nicht nur Energie. Sie hat das Potential mithilfe anderer physikalischer Eigenschaften (Farbe, Temperatur und Helligkeit) des Lichtes Haltungssysteme tiergerechter zu gestalten. In der für Verhaltensstörungen sensiblen Ferkelaufzucht wurde der Einfluss unterschiedlicher Farbspektren des Lichtes (Rot, Grün, Blau, Kaltweiß) im Hinblick auf Tiergerechtheit, körperliche Unversehrtheit und Leistung im Vergleich zu warmweißem Licht geprüft. Im Ergebnis kann eine positive Wirkung von farbigem Licht auf das Aggressionsverhalten und zum Teil auch auf die Zunahmeleistung der Ferkel bestätigt werden.

Welcher Automat ist recht für welches Geschlecht?

Futterautomat © LfULG

Mit dem Ziel ein höheres Maß an Tierwohl in der intensiven Nutztierhaltung zu realisieren, gilt es auch die Fütterungstechnik noch mehr an die Tiere anzupassen und nicht umgekehrt. Während viele Hersteller von Rohrbreiautomaten zur Verbesserung der Futterhygiene Futter- und Wasserschale baulich mehr oder weniger trennen, gehen andere Hersteller ganz oder teilweise den Weg zum grundsätzlichen Funktionsprinzip der klassischen Breiautomaten zurück. Diese Änderungen müssen im Zuge der Entwicklung von Haltungsverfahren, wie z. B. der Ebermast neu bewertet werden.

Auf dem Weg zur optimalen Abferkelbucht: Was beeinflusst die Abliegebewegungen von Sauen im Ferkelschutzkorb?

Liegebox © LfULG

Eine koordinierte und möglichst behutsame Abliegebewegung von fixierten Sauen im Ferkelschutzkorb ist für eine geringe Ferkelverlustrate von großer Bedeutung, weil heute etwa 50% der Ferkelverluste durch Erdrückung entstehen. Im Rahmen einer Beobachtungsstudie des LfULG wurde versucht diesen zentralen und komplexen Vorgang besser zu verstehen und Einflussfaktoren auf die Abliegegeschwindigkeit zu identifizieren.

Auf dem Weg zur optimalen Abferkelbucht: Ferkelnester: Wie groß ist groß genug?

Ferkelnest © LfULG

Ferkelnester sind wesentliche Bestandteile des Systems Abferkelbucht. Neben der technischen Funktionsfähigkeit geht es bei der zukünftigen Entwicklung auch um die richtige Größe. Hier müssen auch große Würfe einen beheizten Liegeplatz vorfinden. Aber vor allem über die Größe der Nester konkurriert der Temperaturanspruch der Saugferkel mit dem der zunehmend hoch leistenden Sauen. Deshalb dürfen die aktiv beheizten Liegebereiche in der Abferkelbucht auch nicht größer sein als unbedingt erforderlich.

Auf dem Weg zur optimalen Abferkelbucht: Wie werden Ferkelnester attraktiv?

Ferkelnest © LfULG

Ferkelnester müssen heute in den zunehmend größeren Würfen nicht nur Wärme bereitstellen, sondern die Ferkel auch beim Ruhen aus dem erdrückungsgefährlichen Abliegebereich der Sauen heraushalten. Nach praktischen Beobachtungen werden die Nester aber selten zu 100% als Liegefläche akzeptiert und die Ferkel verlagern ihre Liegefläche in andere Buchtenbereiche. Mit dem Ziel das technische Anforderungsprofil für zukünftige Entwicklungen zu schärfen sollte in einer Untersuchung geklärt werden, welche Faktoren die Akzeptanz der Ferkelnester beeinflussen.

Auf dem Weg zur optimalen Abferkelbucht: Schürfwunden der Saugferkel verringern!

Ferkel_auf_Arm © LfULG

Bereits beim Bau der Abferkelbuchten kann die Verletzungsproblematik der Karpalgelenke der Saugferkel entschärft werden. Auch an dieser Stelle muss ein optimaler Kompromiss zwischen den Ansprüchen von Sauen und Ferkeln gefunden werden.

Auf dem Weg zur optimalen Abferkelbucht: Verletzungen am Gesäuge verringern!

© LfULG

Mit verbesserter Fruchtbarkeit steigen die Anforderung an die Gesäugequalität, weil mehr Zitzenplätze gebraucht und die Ferkel gleichzeitig leichter werden.

Auf dem Weg zur optimalen Abferkelbucht: Was macht die Buchten sauber?

Saeugende_Sau © LfULG

Auch voll unterkellerte Abferkelbuchten sind vor allem im Hinterbeinbereich der Sauen verschmutzt, denn der Tiertritt der fixierten Tiere reicht nicht aus um den Kot durch den Spaltenboden zu treten.

Zu weiteren Untersuchungen

Untersuchungen zur Eisenversorgung von Saugferkeln

Saugferkekel bei subkutaner Injektion mit Eisendextran © LfULG, Dr. E. Meyer

Saugferkel wachsen dreimal schneller als Wildschweinfrischlinge und haben durch die damit verbundene Blut- und Muskelzunahme einen hohen Eisenbedarf von etwa 10 mg täglich. Über die Sauenmilch werden aber nur etwa 1 mg Eisen pro Tag aufgenommen. Das praxisübliche Standardverfahren einer subkutanen Injektion (200 mg Eisendextran) soll dieses Defizit ausgleichen und ist vor allem der Arbeitswirtschaft geschuldet. Im Rahmen einer Untersuchung wurde diese gängige Praxis im Hinblick auf Leistung und Tiergesundheit überprüft.

Untersuchungen zum Geburtsmanagement von hochfruchtbaren Sauen

Sau_mit_Ferkel © LfULG

Mit der Fruchtbarkeit der Sauen steigt das Risiko für Totgeburten. Während früher 0,5 bis 0,7 tot geborene Ferkel normal waren, muss heute nach praktischer Beobachtung mit doppelt so hohen Verlusten gerechnet werden. Die Ursache für die Zunahme dieses Phänomens ist ungeklärt und könnte von der Dauer der Geburten für die zunehmend großen Würfe abhängen. Eine klassische Möglichkeit um Totgeburten zu verringern wird in einer sachgerechten Geburtsbetreuung gesehen, weil sie gegenüber spontanen Geburten die Geburtsdauer verkürzt. Im Rahmen einer Untersuchung sollte geklärt werden, ob die Intensität der Geburtsbetreuung die Länge der Geburten und die Totgeburtenrate verringern und damit die Vitalität der Saugferkel verbessern kann. Mehr dazu im Fachbeitrag zum download.

Untersuchungen zum Zahnschleifen von Saugferkeln

Ferkel © LfULG

Über die Notwendigkeit des Kürzens der Eckzähne von neugeborenen Ferkeln wird in Wissenschaft und Haltungspraxis immer wieder diskutiert. Dabei ist diese Maßnahme genau wie das Kürzen der Schwänze innerhalb der ersten vier Lebenstage nur erlaubt, wenn dies für die vorgesehene Nutzung des Tieres zu dessen Schutz oder zum Schutz anderer Tiere »unerlässlich« ist. Auch nach europäischem Recht (Richtlinie der EU 2001/93/EG) darf das Zahnschleifen nicht routinemäßig durchgeführt werden. Anhand einer größeren Stichprobe (ca. 3800 Ferkel) in zwei Betrieben mit unterschiedlichem Leistungs- und Gesundheitsniveau konnte gezeigt werden, dass das Zähneschleifen wie im Tierschutzgesetz vorgesehen (§ 6 Abs.1) für die vorgesehene Nutzung des Tieres zu dessen Schutz oder zum Schutz anderer Tiere »unerlässlich« sein kann. Diese Erfordernis hängt aber vor allem von der Höhe und Konstanz des Milchmengenangebotes ab, auch wird das Arbeitsergebnis stark von der durchführenden Person sowie der verwendeten Technik beeinflusst. Mehr dazu im Fachbeitrag zum download.

Ferkelverluste senken! Die Geburt ist der Schlüssel für niedrige Verlustraten

Sau_bei_ferkeln © LfULG

Ziel des Managements großer Würfe ist die Verringerung der mit der Wurfgröße möglicherweise steigenden Saugferkelverluste. Im Rahmen umfangreicher Versuche wurden unterschiedliche Managementmaßnahmen während der Geburt untersucht. Dabei wurden vor allem die Geburtsgewichte im Hinblick auf die Vitalität und Überlebensrate der Saugferkel berücksichtigt.

Ferkelverluste senken! Unterstützung des Puerperiums mit Hilfe eines oral applizierbaren Entzündungshemmers

Ergaenzungsfuttermittel_geben © LfULG

Mögliche Infektionen rund um die Geburt bedrohen Sauen und Ferkel und erfordern eine optimale Gestaltung der Haltungsumwelt, sowie des Managements in diesem sensiblen Zeitfenster. Nach wie vor spielt hier das sogenannte MMA – Syndrom (Mastitis-Metritis-Agalaktie), das kein einheitliches Krankheitsbild zeigt, eine zentrale, mit steigender Fruchtbarkeit sogar wieder zunehmende Rolle.

Ferkelverluste senken! Untersuchungen zur Unterstützung der Geburt mit Hilfe eines energiereichen Ergänzungsfuttermittels

Sau_mit_Ferkel © LfULG

Große Würfe brauchen länger, um geboren zu werden, deshalb steigt in den Betrieben mit hohem Fruchtbarkeitsniveau die Rate der totgeborenen Ferkel. Um die Früchte zügig auszutreiben, fehlt vor allem den älteren Sauen zum Ende der Geburt oft die Kraft. Mit der Steigerung der Fruchtbarkeit sind von der Industrie eine ganze Reihe von Produkten entwickelt worden, die hier unterstützend wirken sollen.

Untersuchungen zur biologischen Variation der Säugedauer im Drei-Wochen-Rhythmus mit vier Wochen vorgesehener Säugezeit

Ferkel_beim_saeugen © LfULG

Mit Blick auf die Aufzuchtfähigkeit der Tiere ist es wichtig darauf zu achten, dass auch oder gerade bei vier Wochen Säugezeit alle Ferkel möglichst die volle Säugezeit erreichen.

Zu weiteren Untersuchungen

Ansprechpartner

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Dr. Eckhard Meyer

Telefon: 034222 46-2208

Telefax: 034222 46-2099

E-Mail: Eckhard.Meyer­@smekul.sachsen.de

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