25.08.2022

Pflanzenbau: Sortenwahl bei Winterweizen

Pflanzenbau

Sortenwahl bei Winterweizen zur Aussaat 2022

Priorität bei der Sortenwahl hat eine hohe Ertragsstabilität und bezogen auf die Qualitätsweizenerzeugung, eine hohe Qualitätssicherheit. Der betriebliche Schwerpunkt sollte auf mehrjährig erfolgreich geprüften Sorten liegen. Diese haben differenzierte Jahre mit feuchteren Wachstums- und Erntebedingungen, wie z. B. 2021, und ausgeprägt trockene Jahre, wie 2022, mit akzeptablen Ergebnissen gemeistert. Bei neuen Sorten sollte vorerst ein Probeanbau mit begrenzter Anbaufläche erfolgen. Über die Auswahl mehrerer Sorten mit verschiedenen Eigenschaften kann eine Risikostreuung vorgenommen werden. Sorten mit hohen Anbau- und Vermarktungsrisiken sollten gemieden oder im Anbauumfang begrenzt werden (z. B. schwächere Winterfestigkeit, höhere Fusariumanfälligkeit, hohe Gelbrostanfälligkeit).

Ertrags- und Qualitätssicherheit sind eng geknüpft an Merkmalskomplexe, wie beispielsweise die Resistenzeigenschaften von Sorten sowie die Standfestigkeit. So können Krankheitsbefall und Lager Ertrag und Qualität negativ beeinflussen. 2022 traten regional in Mitteldeutschland Gelbrostinfektionen auf. Diese Blattkrankheit stellte in den letzten 10 Jahren ein besonderes Risiko dar, insbesondere aufgrund von Veränderungen im Pilzrassenspektrum und damit einhergehend nachlassenden Resistenzen bei Sorten.

Einschränkungen im Pflanzenschutzmitteleinsatz durch politische Vorgaben, eine verminderte Wirksamkeit von Pflanzenschutzmitteln sowie Witterungsextreme, die optimale Behandlungstermine nicht möglich machen, erfordern robuste, anpassungsfähige Sorten. In der Weizenzüchtung wird intensiv an verbesserten Resistenzeigenschaften bei Neuzüchtungen gearbeitet.

Starke Veränderungen an den Märkten für Betriebsmittel (u. a. Energie, Düngemittel) erfordern eine intensive wirtschaftliche Betrachtung aller Pflanzenbaumaßnahmen, einschließlich der Sortenwahl. Ein wichtiger Punkt sind hierbei die erforderlichen Kriterien für die betriebliche Vermarktung. Über die Sortenwahl sowie die sortenabhängige Bestandesführung und Düngung sollte eine betriebliche Optimierung erfolgen. Unterstützung erhalten Sie hierbei durch die Ergebnisse und Bewertungen aus den Landessortenversuchen der Bundesländer.

https://www.landwirtschaft.sachsen.de/sortenempfehlungen-19902.html

Sortenempfehlungen Winterweizen für D-Süd-, Löß- und Verwitterungsstandorte zur Herbstaussaat 2022:

 

D-Süd-
Standorte

Löss-
Standorte

V-
Standorte

E 1)

Moschus (RP++) (auch nach Mais) 2)
Ponticus (RP++) 2)

------------------------------

KWS Emerick (RP+) 3)

Moschus (RP++) (auch nach Mais) 2)
Ponticus (RP++) 2)

-----------------------------

KWS Emerick (RP+) 3)

Moschus (RP++) (auch nach Mais) 2)
 

------------------------------

KWS Emerick (RP+) 3)

A 1)

RP-Gehalte
mittel bis hoch:

Lemmy

 

RP-Gehalte
mittel bis gering:

Asory
KWS Donovan (WF)
RGT Depot
Foxx begrannt

 

RP-Gehalte
gering:

Probeanbau (Hybridsorte) 5
Hyvega (FZ) (RP-)

RP-Gehalte
mittel bis hoch:

Lemmy
Patras (FZ)
 

RP-Gehalte
mittel bis gering:

Asory
RGT Depot
KWS Donovan (WF)
Foxx begrannt
LG Initial
RGT Reform
LG Character (FZ) (WF)

RP-Gehalte
mittel bis hoch:

Lemmy

 

RP-Gehalte
mittel bis gering:

Asory
KWS Donovan (WF)
Foxx begrannt
LG Initial
RGT Depot
 

RP-Gehalte
gering:

Probeanbau (Hybridsorte) 5)
Hyvega (FZ) (RP-)

B

Chevigon (RP-) 4)
Complice (RP-) (WF) begrannt
 

Complice (RP-) (WF) begrannt
Chevigon (RP-) 4)
Informer (RP-)

Chevigon (RP-) 4)
Campesino (RP---)
Informer (RP-)

C

 

 

 

1) Proteingehalte: (RP+++) sehr hoch, (RP++) hoch bis sehr hoch, (RP+) hoch, (RP0/+) mittel bis hoch, (RP0) mittel, (RP0/-) mittel bis gering, (RP-) gering, (RP--) gering bis sehr gering, (RP---) sehr gering - unter Berücksichtigung der Einstufung des BSA und Ergebnissen der LSV

2) möglichst Vertragsanbau vorsehen

3) RP-Gehalte für E-Qualität nicht immer sicher, gezielte Erzeugung von A-Weizenqualität möglich

4) Es liegen jahres- und standortbedingt sehr unterschiedliche Ergebnisse zu Fusarium (DON-Gehalt) vor

5) bei betrieblicher Entscheidung für Hybridweizen

(FZ) Schwächen in der Fallzahlstabilität beachten

(WF) Schwächen in der Winterfestigkeit beachten – Anbauumfang begrenzen

Martin Sacher, LfULG

zurück zum Seitenanfang