Hauptinhalt

Praxiserfahrungen - Betrieb XI (Leipziger Land)

Der Betrieb im Überlick 

  • seit 1996 dauerhafte konservierende Bodenbearbeitung auf gesamter Ackerfläche
  • Ackerfläche: ca. 800 ha
  • Grünlandfläche ca. 70 ha
  • Fruchtfolge:
    • vierfeldrig (Winterraps-Winterweizen-Wintergerste-Triticale)
    • dreifeldrig (Winterraps-Winterweizen-Wintergerste)
    • z.T. werden in Fruchtfolgen noch Erbsen, Mais und Zuckerrüben integriert
  • durchschnittliche Ackerzahl: 50
  • Tierhaltung:
    • Mastschweine (Gülle)
    • Mastrinder bzw. Mutterkühe (Stroh)

Gründe für Umstellung und Wirkung

Auf den Ackerflächen des Betriebes trat Bodenerosion durch Wasser und durch Wind auf. Diese Bodenerosion sollte durch die Umstellung auf konservierende Bodenbearbeitung gemindert werden. Außerdem wurden die Ziele verfolgt, den Treibstoffbedarf zu senken und Arbeitsspitzen zu brechen sowie auf skeletthaltigen Böden Kosten für das Steinlesen einzusparen.

Nach einer Umstellungsphase von etwa 3 Jahren zeigten sich die nachfolgend aufgeführten positven Wirkungen. Es kam zu einer deutlichen Minderung der Erosion (auch Minderung der Winderosion!). Es treten keine vernässten Flächen mehr auf. Zeiger dafür ist, dass sich die Wasserverdaulichkeit der Ackerböden erhöht hat (siehe auch »Einfluss landwirtschaftlicher Nutzung auf den Bodenwasserspeicher«). Dies wird im Zusammenhang mit einer deutlichen Vermehrung von Regenwürmern gesehen, in deren Regenwurmgängen das Wasser schneller versickern kann. Zusätzlich speichert der Boden mehr Wasser, da das in den Boden infiltrierte Wasser besser vor Verdunstung durch eine Mulchauflage geschützt ist. Gleichzeitig hat sich die Befahrbarkeit durch die Entwicklung eines stabilen Bodengefüges verbessert (siehe auch »Schutz des Bodengefüges«). Auf den skelettreichen Böden hat der Verschleiß von Bodenbearbeitungsgeräten deutlich abgenommen. Nach Auskunft des Betriebes haben die Erträge seit der Umstellung zugenommen.

Diese positiven Wirkungen sind auch charakteristisch für die schwereren Böden aus lehmigem Ton.

Bodenbearbeitung und Aussaat

Zur Umstellung auf konservierende Bodenbearbeitung wurden die Ackerböden in einer Tiefe von 45 cm tiefgelockert. Tieflockerungsmaßnahmen waren seitdem nicht mehr nötig.

Die Stoppelbearbeitung bzw. Grundbodenbearbeitung wird in zwei Bearbeitungsgängen mit einem Flachgrubber (Horsch) in einer Tiefe von 5-8 cm durchgeführt. Dabei werden aufgelaufene Ausfallsamen und Unkräuter mit einem glyphosathaltigen Herbizid bekämpft. Anschließend erfolgt die Aussaat mit einem Grubberschar-Sägerät (Horsch Airseeder), bei dem gleichzeitig durch das Gruberschar ein Bodenbearbeitungsgang statffindet.

Bei Sommerfruchtanbau wird im Herbst bei der Stoppelbearbeitung eine Zwischenfrucht (nematodenresistenter Gelbsenf) ausgesät und anschließend der Boden gewalzt. Bei Bedarf werden im Frühjahr die Zwischenfrucht, Unkräuter und aufgelaufene Ausfallsamen mit einem glyphosathaltigen Herbizid abgetötet und mit einem Grubber (Horsch) in den Boden eingearbeitet. Die sich anschließende Aussaat von Mais wird nicht mit einer Einzelkornsämaschine durchgeführt sondern mit dem Grubberschar-Sägerät (Horsch Airseeder). Zuckerrübenaussaat erfolgt mit einer Einzelkornsämaschine (Kleine Multicorn), welche sich für eine Mulchsaat eignet.

Unkräuter und Durchwuchs

Nach einer etwa dreijährigen Übergangsphase hat die Verunkrautung deutlich abgenommen und ist heute niedriger als bei konventioneller Bearbeitung mit dem Pflug. Dies trifft auch für Wurzelunkräuter (z.B. Quecke) zu. Um einem Einwandern von Trespen von den Straßenrändern her vorzubeugen, wird der Bewuchs entlang der Straßenränder zweimal im Jahr gemäht bzw. gemulcht.

In der Wintergerste tritt Durchwuchs von Winterweizen auf. Dies ist jedoch unproblematisch, da die Wintergerste als Futtergetreide vermarktet wird. Bei ggf. zu starkem Durchwuchs wird eine Vorerntebehandlung (glyphosathaltiges Herbizid) durchgeführt, um eine vorzeitige Abreife des Winterweizens zu erzielen.

Schaderreger und Pflanzenkrankheiten

Schnecken treten vor allem im Winterraps, im Winterweizen und in der Wintergerste auf. Sie werden durch konsequentes Walzen und bei stärkerem Auftreten mit Schneckenkorn bekämpft.

Maiszünslerschäden halten sich bisher in Grenzen. Durch eine tiefere Bearbeitung der Maisstoppel wird versucht, möglichst viele Maisreste mit Boden zu bedecken und damit die Rotte zu fördern und so den Schlupf der Falter im nächsten Frühjahr zu verhindern.

Wenn weniger Maisreste auf der Oberfläche liegen, sinkt die Anzahl der Fruchtkörper zur Freisetzung von Askosporen auf Maisresten. Damit nimmt die Gefahr einer Fusariuminfektion des Winterweizens ab (siehe auch -> Anpassungsbedarf »Ährenfusariosen«). Trotz derartiger Maßnahmen treten Ährenfusariosen im Winterweizen auf. Die Schäden werden jedoch bisher als gering eingeschätzt. Zur Verringerung des Infektionsriskos der Weizenblütchen mit den Ascosporen trägt nach Ansicht des Betriebes auch bei, dass der Winterweizen durch eine Breitsaat in geringerer Aussaatstärke gedrillt wird und durch die so erzielten »dünneren« Bestände die Windzügigkeit im Bestand sich erhöht. Durch das so veränderte Mikroklima treten seltener die für die Infektion notwendigen feuchten Bedingungen vor.

Stroh- und Stallmistmanagement

Für die Tierhaltung wird etwa die Hälfte des anfallenden Strohs benötigt. Beim Mähdrusch wird das Stroh zunächst auf ein Schwad gelegt. Jedes zweite Schwad wird anschließend vom Feld abgefahren. So werden die auf dem Feld verbleibenden Strohmengen »verdünnt«. Nach feinem Häckseln und Verteilen der verbleibenden Schwade wird das Stroh mit einem Flachgrubber (Horsch) in den Boden eingearbeitet. Die anschließende Aussaat bereitet so keinerlei Probleme. 

Die Mistausbringung erfolgt im Frühjahr vor der Maisaussaat mit herkömmlicher »DDR«-Technik (T088). Bedingung für eine problemlose Ausbringung ist eine gute Rotte des Stalldungs. Um diese zu erreichen, wird der Mist bereits nach der Ernte der Vorfrucht im Herbst auf das Feldlager gefahren.

zurück zum Seitenanfang