Hauptinhalt

Praxiserfahrungen - Betrieb X (Leipziger Land)

Der Betrieb im Überblick

  • dauerhaft konservierende Bodenbearbeitung auf gesamter Ackerfläche seit 1994
  • Ackerfläche: ca. 3300 ha
  • Grünlandfläche: ca. 80 ha
  • Fruchtfolge: sechsfeldrig (Zuckerrüben oder Mais-Winterweizen-Wingerste, Winterroggen oder Triticale-Winterraps-Winterweizen-Wintergerste, Winterroggen oder Triticale)
  • durchschnittliche Ackerzahl: 63
  • Textur: sandig-lehmiger Schluff
  • Tierhaltung: Rinderhaltung (Stroh)

Gründe für Umstellung und Wirkung

Das Ziel einer Minderung der Wassererosion bestand nicht, da die Ackerflächen aufgrund des Reliefs nur wenig erosionsanfällig sind. Ursprünglich sollte die Umstellung auf dauerhaft konservierende Bodenbearbeitung zu einer Kosteneinsparung und zu einer noch besseren Einhaltung agrotechnischer Termine führen. Diese Ziele wurden erreicht. Neben den ursprünglichen Gründen zeigten sich aber auch eine Reihe von weiteren positiven Wirkungen. Bildete sich bespielsweise vor Umstellung im Winter und Frühjahr häufig in abflusslosen Senken längerstehendes Oberflächenasser, so tritt dies heute praktisch nicht mehr auf. Das bedeutet: Die Ackerböden haben jetzt ein verbessertes »Wasserverdauungsvermögen« (siehe auch »Einfluss der landwirtschaftlichen Nutzung auf den Bodenwasserspeicher«). Auch die in diesem Gebiet dominierende Bodenerosion durch Wind wurde deutlich gemindert. Die Erträge haben seit der Umstellung zugenommen.

Bodenbearbeitung und Aussaat

Die Stoppel wird mit einer Spatenrollegge (Rabe) 4-5 cm flach bearbeitet. Die nur 5 cm tiefe Grundbodenbearbeitung erfolgt nach dem Auflaufen von Ausfallsamen mit einem Grubber (Horsch). Acht bis zehn Tage vor der Saatbettbereitung und Aussaat werden nochmals aufgelaufene Ausfallsamen und Unkräuter mit einem Herbizid bekämpft. Zur Saatbettbereitung wird bei normalen Bedingungen eine Spatenrollegge (Tiefe 5 cm) verwendet. Nur bei ungünstigerem Bodenzustand wird das Saatbett mit einer Scheibenegge (Gregoire-Besson) etwas tiefer bereitet. Die Aussaat erfolgt mit einer Scheiben- oder Grubberschar-Sämaschine (Väderstad Rapid oder Horsch Airseeder).

Nach Zuckerrübenvorfrucht wird ohne Stoppelbearbeitung eine Grundbodenbearbeitung durchgeführt. Nach Rapsvorfrucht wird darauf verzichtet. Hier dient eine flache Stoppelbearbeitung zur Keimförderung von Ausfallraps. Der aufgelaufene Ausfallraps wird Mitte September vor einer flachen Saatbettbereitung chemisch bekämpft. 

Zum Sommerfruchtanbau (Zuckerrüben und Mais) wird Gelbsenf als Winterzwischenfrucht gesät (nach flacher Bearbeitung mit Spatenrollegge in Breitsaat). Durch die rasche Beschattung sorgt der Senf für eine gute Schattengare. Die Zwischenfrucht wird ab Mitte Februar bei der 10 cm tiefen Grundbodenbearbeitung mit einem Flachgrubber (Horsch) in den Boden eingearbeitet und ggf. ein Herbizid appliziert. Diese Grundbodenbearbeitung fördert eine schnellere Abtrocknung als Voraussetzung für die Aussaat. Die Maisaussaat erfolgt ohne weitere Saatbettbereitung (Monosem mit Schlitzscharen). Für die Zuckerrübenaussaat wird die Saatbettbereitung bei feuchteren Bedingungen mit einer Kreiselegge und bei trockeneren Bedingungen mit einer Saatbettkombination (Kongskilde Germinator) durchgeführt. Im Anschluss daran werden die Zuckerrüben mit einer Einzelkornsämaschine (Kleine Unicorn syncro drive) gedrillt, welche sich für eine Zuckerrübenmulchsaat eignet. Durch die Verwendung der Saatbettkombination (Kombination aus Krümelwalze, Planierschiene, Zinkenfelder und Crosskillwalze) wird vor der Aussaat eine Rückverfestigung des Bodens erzielt, die für einen kapillaren Wasseranschluss wichtig ist und so für bessere Keimbedingungen sorgt.

Unkräuter und Durchwuchs

Unmittelbar nach Umstellung der Bodenbearbeitung traten verstärkt Trespen auf. Diese Verunkrautungen sind heute stark zurückgegangen und bereiten keine Probleme mehr. Auch der Durchwuchs von Ausfallgetreide bleibt i.d.R. unter 3 % und ist somit unproblematisch.

Unkräuter und Durchwuchs werden dadurch beherrscht, dass durch eine möglichst flache Stoppelbearbeitung die Samen in der obersten Bodenschicht verbleiben und Auflaufen sowie nach dem Auflaufen mit einem glyphosathaltigen Herbizid bekämpft werden können. Wichtig ist außerdem, dass Samen, die noch in einer größeren Tiefe liegen, nicht durch eine sich anschließende Grundbodenbearbeitung zur Keimung angeregt werden. Deshalb erfolgt die Grundbodenbearbeitung i.d.R. nicht tiefer als die Stoppelbearbeitung. Partiell auftretende Trespennester (häufig an Feldrändern) werden vom Mähdrusch ausgespart, um eine Verunreinigung des Dreschers zu vermeiden und so einer Ausbreitung von Trespensamen auf das gesamte Feld oder auf anschließend abzuerntende Felder entgegenzuwirken.

Neben den üblichen acker- und pflanzenbaulichen Maßnahmen zur Durchwuchsbekämpfung setzt der Betrieb vorbeugend auch auf Anpassungen im gesamten Fruchtfolgeverlauf. So wird beispielsweise nach Winterweizen möglichst Triticale angebaut. In der Triticale stört der Durchwuchs von Weizen nicht. Bei Wintergersteanbau achtet der Betrieb bereits bei der Vorfrucht (Winterweizen) darauf, kurzstrohige Weizensorten zu verwenden. Hierdurch wird eine Lagerbildung weitestgehend vermieden und so ist beim Dreschen eine möglichst verlustfreie Ernte möglich. Dementsprechend verbleiben weniger Weizenkörner auf der Bodenoberfläche, die dann nicht mehr in der Wintergste auflaufen können.

Schaderreger und Pflanzenkrankheiten

In Zuckerrüben und im Winterweizen bereiteten Schnecken im vergangenen Jahr (2002) zum ersten Mal Probleme. Sie wurden partiell mit Schneckenkorn bekämpft. Dagegen traten bisher keine nennenswerten ertragswirksamen Schäden im Winterraps auf. Dies ist wahrscheinlich auch darauf zurückzuführen, dass den Schnecken die Nahrungsgrundlage, durch das Brechen der "grünen Brücke" zwischen der Ernte und Aussaat der Folgefrucht, entzogen wird sowie Hohlräume, die den Schnecken als Unterschlupf dienen, durch ein konsequentes Rückverfestigen beseitigt werden.

Rottefördernde Maßnahmen von Mulchresten werden durchgeführt, um Ährenfusariosen vorzubeugen. So werden Maisreste halbkrumentief in den Boden eingearbeitet und seit 2002 das Mulchen der Maisstoppel getestet. Außerdem wird bei Winterweizenaussaat nach Mais auf die Auswahl wenig fusariumanfälliger Winterweizensorten geachtet. Der Betrieb zieht auch in Erwägung auf Mais als Winterweizenvorfrucht zu verzichten.

Durch die Raupen des Zünsler treten seit 2001 sichtbare Schäden im Mais auf. Dabei wurde auch eine Abhängigkeit von der Maissorte festgestellt. Dem Zünslerbefall wird entgegengewirkt, indem rottefördernde Maßnahmen von Maisresten durchgeführt werden, die gleichzeitig zur Vorbeugung vor Ährenfusariosen dienen. Durch den Einsatz von Erzwespen (Trichogramma brassicae) als Eiparasiten konnte der Zünslerbefall von 30 bis 35 % auf weniger als 10 % gesenkt werden.

Stroh- und Stallmistmanagement

Stalldung wird zu Mais, z.T. aber auch zu Getreide, mit einem Großraum-Universalstreuer (Annaburger HTS 22.04) ausgebracht.  Der Stalldung bereitet bei der Aussaat keine Probleme, wenn die Aussaat mit einem Scheibenschar-Sägerät durchgeführt wird.

zurück zum Seitenanfang