Aktueller Futterrat vom 30.08.2018

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Biertreber – leicht verderblich aber gut silierbar

Biertreber – leicht verderblich aber gut silierbar

Viel Hitze, viel Bier und viel Biertreber. Biertreber bringen neben Protein und vor allem auch Durchflussprotein durchaus auch strukturwirksame Rohfaser (Faktor 0,25) in Wiederkäuerrationen und könnten deshalb auch ein kleines Loch in der Futtermittellücke schließen. Wichtig ist zunächst die Preiswürdigkeit, da aufgrund gestiegener Nachfrage hier gerechnet werden sollte. Entscheidend sind die Futtergersten- und Rapsextraktionsschrotpreise. Beim aktuellen Preisniveau der beiden Leitfuttermittel, sollte der Treber (ca. 20 % TM) nicht mehr als 55 € je t Frischmasse kosten. In neueren Brauerein werden Treber im Sudhaus auf über 28 % abgepresst (Presstreber). Dies sollte man bei der Preisgestaltung berücksichtigen.
Aufgrund des hohen Wassergehaltes, der hohen Auslieferungstemperaturen (> 50°C) und der hohen Enzymlöslichkeit der Nährstoffe sind frische Biertreber jedoch leicht verderblich. Die aerobe Stabilität der frischen Biertreber beträgt nicht mehr als 1 bis maximal 2 Tage. Auffallend ist ein rascher Proteinabbau, welcher sich zum Teil durch intensiven Ammoniak- bzw. Fischgeruch (Amine) bemerkbar macht. Bereits nach 2 bis 3 Tagen ist eine intensive Schimmelbildung sensorisch erkennbar. Durch Zusatz von Konserviermitteln und zwischenzeitliches Abdecken kann die Haltbarkeit der Biertreber verbessert werden. Vorrangig getestet wurden bisher Propionsäure, Natriumbenzoat oder Kaliumsorbat. Bei Aufwandmengen von 0,2 bis 0,3 % konnte die aerobe Stabilität auf 4 - 5 Tage gesteigert werden. Bei einer Dosierung von über 0,6 % waren die Treber über 10 Tage stabil. Das Konserviermittel sollte bereits vor oder bei der Verladung in der Brauerei zugemischt werden, da es nachfolgend kaum Möglichkeiten einer repräsentativen Verteilung des Mittels gibt. Wenn man Silieren will, und Treber ist das Temperaturregime entscheidend.
Die Treber verlassen die Brauereien mit Temperaturen bis zu 65 °C und sollen unbedingt mit über 40 °C einsiliert werden. Die relativ hohen Einlagerungstemperaturen sind notwendig, um den hitzetoleranten Milchsäurebakterien die Chance zur Säurebildung zu geben. Dies sollte unbedingt mit dem Händler und ggf. der Brauerei geregelt und auch kontrolliert werden, da Brauereien z.T. darüber nachdenken, die Wärme für den Brauprozess zurückzugewinnen und dadurch ggf. Treber erzeugen, welche zu stark abgekühlt sind. Ein Zusatz marktübliche Milchsäurekulturen als Siliermittel ist nicht sinnvoll, da ihnen die Hitzetoleranz fehlt. Falls die Treber jedoch abgekühlt sind, fehlt ihnen wiederum der Zucker um ausreichend der Säure zu bilden. Aus genanntem Grund sollten frische Treber vor der Silierung nicht zwischengelagert werden, da dadurch Substratabbau und Auskühlung provoziert wird. Außerdem erhöht die Zwischenlagerung die Gefahr einer unerwünschten mikrobiellen Kontamination.
Die Abkühlung des Siliergutes auf Niveau der Außentemperatur ist auch ein wichtiges Kriterium für die Beendigung der Silierung. Die Abkühlung sollte max. 2 Grad pro Tag betragen. Wenn die Silageabkühlung zu gering ist, kann die gebildete Milchsäure zum Teil wieder abgebaut werden. Die Silage kippt um. Nass- und Presstreber kühlen unterschiedlich ab. Während die Nasstreber nach zwei bis drei Wochen das Außentemperaturniveau erreichen, dauert dies bei Presstrebern etwa 4 Wochen. Keinesfalls darf ein Silo geöffnet werden, wenn noch über 20 °C im Futterstapel vorherrschen. Eine schnelle Verderbnis wäre vorprogrammiert ist.
Trotz der beschriebenen theoretisch schlechten Siliereignung (geringer Zuckergehalt, hohe Pufferkapazität, geringer TM-Gehalt) silieren Treber gut. Nach 4 Wochen Silierdauer weisen die Silagen einen Milchsäuregehalt von über einem Prozent und einen Essigsäuregehalt von ca. zwei Prozent in der Trockenmasse auf. Buttersäure ist bei optimaler Silierung kaum nachweisbar. Die Silierung erbringt auch ohne jeglichen Zusatz gute Gärqualitäten. Biertrebersilagen sind jedoch an der Luft auch nicht sonderlich stabil. In den Sommermonaten sollte nicht mehr als mit 3 Tagen und im Winter, bei unter 10 °C  Außentemperatur mit max. 5-6 Tagen aerobe Stabilität gerechnet werden stabil. Falls dies nicht ausreichend ist, sollte mit chemischen Konserviermittel die Stabilität erhöht werden.
Zu berücksichtigen ist außerdem der Trockenmasseverlust. Er kann in Extremfällen bis 20 % während der Silierung betragen. Der Grund sind hohe Gärsaftmengen, welche durch das geringe Wasserbindevermögen der Treber entstehen. Da die flüssige Phase bei der Entnahme oder bei Frost abgelassen bzw. abgepumpt werden, sind Verluste an löslichen Nährstoffen kaum zu vermeiden.  Die Saftmengen entstehen kontinuierlich während der gesamten Lagerung der Treber und sollten, auch unter Berücksichtigung wasserrechtlicher Verordnungen, beachtet werden. In der Literatur wird empfohlen, den Abfluss des Sickersaftes zu gewährleisten, da sich ein Sickersaftstau nachteilig auf den Siliererfolg auswirken kann. Nach neusten Untersuchungen hat der im Schlauch verbliebene Sickersaft jedoch keine negativen Effekte auf den Gärverlauf gezeigt.
Prof. Dr. Olaf Steinhöfel, Köllitsch

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