Aktueller Futterrat vom 29.08.2018

Gute Apfelernte verheißt viel Apfeltrester

Gute Apfelernte verheißt viel Apfeltrester

Die diesjährige Apfelernte ist vielerorts überdurchschnittlich. Die Saftherstellung boomt. Neben dem bergehrten Obstsaft, fallen fast 40 % der Apfelmasse als Trester an. Die Rückstände besitzen einen Trockenmassegehalt zwischen 15 und 25 %. Apfeltrester ist ein vorzügliches Futtermittel, welches insbesondere von Wiederkäuern gern gefressen wird. 
In der Wiederkäuerfütterung können 2 – 2,5 % der Körpermasse an frischem bzw. siliertem Apfeltrester verfüttert werden. Das wären für eine Milchkuh ca. 15 kg bzw. für ein Mutterschaf bzw. Damtier 1,5 bis 2 kg Frischmasse. Zum Teil wird vor einer Verfütterung vor dem Melken gewarnt, da aufgrund des hohen Alkoholgehalts die Gefahr einer sensorischen Veränderung der Rohmilch nicht auszuschließen ist. Apfeltrester liefern pansenfreundliche Pektine. Deshalb kann der Rohfaser durchaus mit Faktor 0,25 eine gewisse Strukturwirksamkeit, ähnlich wie bei Pressschnitzeln oder Biertreber, zugebilligt werden.
Trester gelten zudem als Lieferant von Vitamin C und E. Aufgrund der nicht einheitlichen Art des Pressvorgangs bzw. der Zentrifugation bei der Saftgewinnung kann der Futterwert jedoch schwanken. Apfeltrester besitzen in der Trockenmasse im Mittel 5 - 8 % Rohprotein, 3 bis 12% Zucker und 6 bis 6,5 MJ NEL bzw. 10 bis 10,8 MJ ME je kg.
Trester können frisch, siliert oder getrocknet verfüttert werden. In der Heimtier-, Pferde- und Schweineernährung wird getrockneter Apfeltrester aufgrund der positiven Effekte der Pektine auf die Mikroflora im Darm, das hohe Wasserbindungsvermögen und als Faserlieferant zur Energiereduzierung beworben. Für die Wiederkäuerernährung ist das Trocknen infolge ungünstiger Preiswürdigkeit und der Mengen, welche zum Einsatz kommen, eher uninteressant. Zu beachten ist, dass sowohl in der aeroben Phase vor der Einlagerung ins Silo als auch bei der Silierung von Apfeltrester eine mehr oder weniger intensive alkoholische Gärung stattfindet. Die Zwischenlagerung von frischem Apfeltrester vor der Einsilierung, sollte deshalb vermieden werden, da insbesondere Enterobakterien Zucker und Milchsäure zu Essigsäure wandeln. Falls aufgrund des diskontinuierlichen Anfalls Zwischenlagerungen von über 2 Tagen unvermeidbar sind, sollte idealerweise frische Apfeltrester chemisch konserviert (org. Säuren bzw. deren Salze) werden. Dieses Verfahren ist zwar kostenintensiv, aber auch sicher. Die Konservierverluste sind sehr gering, die aerobe Stabilität ist für mehrere Tage gesichert und die alkoholische Gärung gehemmt. Zu beachten ist, dass durch die chemische Konservierung weniger Zucker zu Säure vergoren wird, was höhere Restzuckergehalte in den Silagen provoziert. Dies ist beim Fütterungseinsatz zu berücksichtigen. Obsttrester siliert bei Einhaltung gewisser Besonderheiten jedoch problemlos. Deshalb ist der Silierung in jedem Fall der Vorzug zu geben, wenn es der Anfall, die Logistik und das Silovolumen gestatten  und es für die Bestandsgröße relevant erscheint. Apfeltrester besitzt einen hohen Gehalt an vergärbaren Zuckern, aufgrund geringer Protein- und Aschegehalte eine niedrige Pufferkapazität und ist auch produktionsbedingt zunächst mikrobiell unauffällig. Eingelagerte frische Apfeltrester geben, trotz des relativ geringen Trockemassegehaltes, kaum Wasser ab. Starkes Saften der Trester zeigt in der Regel Verderb an, bei welchem die wasserbindenden Pektine durch mikrobielle Enzyme hydrolysiert werden.
Die Verwendung von Siliermitteln ist normalerweise nicht notwendig. Neben dem obligaten schnellen und sorgfältigen Luftabschluss ist eine Silagereifung von mindestens 40 Tagen empfehlenswert. Siliert werden kann sowohl in verschließbaren Behältern als auch in Ballen, Folienschläuchen, Gruben oder Fahrsiloanlagen. Bei der Einlagerung ist auf äußerste Sauberkeit zu achten, da bereits geringe Verschmutzungen relativ stark mit Fehlgärungen und Verderb bestraft werden. Nach Luftabschluss im Silo sinkt der pH-Wert relativ schnell und intensiv auf 3,4 – 4,0. Buttersäure wird in sauber silierten Apfeltrestern selten gefunden. Erstaunlicherweise haben Versuche in Baden-Württemberg (Nussbaum 2010) gezeigt, dass sich Apfeltrestersilagen trotz hoher Ethanolgehalte über 10 Tage nicht erwärmten. Höhere Ethanolgehalte sind normalerweise ein sicheres Risiko für Nacherwärmung. Der Autor vermutet, dass die intensive alkoholische Gärung zu einer Selbsthemmung der Hefepilze geführt hat, wie dies aus der Weinvergärung bekannt ist.

Prof. Dr. Olaf Steinhöfel, Köllitsch

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