Aktueller Futterrat vom 23.07.2018

Rapsstroh in der Milchkuhfütterung

Strohaufbereitung

Die aktuelle Grobfuttersituation lässt auch fast  vergessene Verfahren wieder in den Blick rücken. Eine Möglichkeit, welche noch vor 40 Jahren umfangreich untersucht, bewertet und praktiziert wurde, ist die chemische Aufbereitung von Stroh. Durch die alkalische Behandlung von Getreidestroh mit Ammoniakgas oder Natronlauge können Teile der Gerüstsubstanzen des faserreichen Futtermittels aufgeschlossen werden. Der energetische Futterwert wird so um immerhin  bis zu 30 %, d.h. um 0,7 bis 1  MJ NEL je kg Trockenmasse, angehoben. Der mögliche Stroheinsatz in den Grundfutterrationen von Wiederkäuern kann so um bis zu 10 %-Punkte gesteigert werden. Bei der Ammoniakbegasung wird das Stroh mit Folien abgedeckt oder in Rundballen gepresst. Über eine Dosierlanze werden 2 bis 5 kg wasserfreies Ammoniak je 100 kg Stroh eingebracht. Dieses Stroh kann nach 6 bis 8 Wochen gelüftet und verfüttert werden.
Der zu erwartende Verzehr ist deutlich höher als bei unbehandeltem Stroh. Neben dem verbesserten energetischen Futterwert steigt Rohproteingehalt um ca. 3 %-Punkte in der Trockenmasse an. Hier ist zu berücksichtigen, dass dies NPN-Verbindungen sind, welche zwar für den Pansen den nötigen Stickstoff liefern können, aber kein Durchflussprotein 
erwarten lassen. Bei der Behandlung mit Natronlauge wird beim Häckseln oder Einlagern 4 bis 5 kg Natronlauge je 100 kg auf das Stroh (100 Liter 5 %-ig bzw. 30 Liter 10 %-ig  bzw. 15 Liter 30 %-ig NaOH je 100 kg Stroh ) aufgesprüht. Entweder wird die erforderliche Laugenkonzentration bereits angeliefert oder es muss eine Verdünnung mit Wasser erfolgen.
Die Konzentration ist von der abzusichernden Verteilgenauigkeit abhängig. Zu beachten bleibt, dass je mehr Wasser drin ist sich die aerobe 
Stabilität des behandelten Stroh verschlechtert. Durch den nachfolgenden und systembedingten Temperaturanstieg ist der Aufschluss nach ca. 4 Tagen beendet. Das NaOH-Stroh könnte dann eigentlich verfüttert werden. Es wird jedoch schlecht gefressen und sollte vor der Verfütterung einige Stunden mit stabiler Silage neutralisiert werden. Alkalisiertes Stroh ist nur begrenzt lagerfähig. Es muss bei Vorratshaltung von mehr als 14 Tagen anaerob gelagert werden, d.h. verdichtet und abgedeckt unter Folie.
Günstig könnte es sein, zusätzlich der Lauge 2% Harnstoff (bezogen auf Strohmenge) zuzusetzen, um möglichem Pilzbefall vorzubeugen. Begrenzend in der Fütterung ist der Natriumgehalt zu beachten. Milch- und Jungrindern sollten nicht mehr als 6 g, Mastrindern und Schafen maximal 10 g je kg Trockenmasse der Ration verabreicht bekommen.
Prof. Dr. Olaf Steinhöfel, Köllitsch

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Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Prof. Dr. Olaf Steinhöfel

Telefon: 034222 46-2200

Telefax: 034222 46-2099

E-Mail: Olaf.Steinhoefel­@smekul.sachsen.de

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Telefon: 034222 46-2211

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