Aktueller Futterrat vom 13.07.2015

Feuchtgetreidekonservierung

Auf lebenden Getreidekörnern sind im unverdorbenen und frischen Zustand ca. 6 Millionen Bakterien, 40 Tausend Pilzkeime und 50 Tausend Hefen je g Getreide nachweisbar. Dies ist nicht problematisch, da die Zellwände einen Verderb abwehren. Erst wenn sie nach der Ernte ihren Schutz aufgeben, das Korn eine Feuchte über 14 % aufweist und Sauerstoff sowie Temperaturen über 15 °C das Getreide umgeben, bauen mikrobielle Schaderreger die Nährstoffe explosionsartig zu Kohlendioxid, Wasser und thermischer Energie ab.

Der Wassergehalt und die Temperatur im Getreidestapel steigen sprunghaft, wodurch der Verderb noch beschleunigt wird. Die Temperaturentwicklung im Getreidestapel ist der beste Indikator für diese Umsetzungen. Zu den Klassikern der Haltbarmachung von Getreide zählen nach wie vor der Wasserentzug auf Feuchten < 14 %, die Gebläsekühlung mit Außenluft oder Kühlaggregaten auf < 10 °C und die CO2-Lagerung in luftdichten Harvestore- oder Folienschlauchsilos.

Deutlich wirtschaftlicher, aber auch anspruchsvoller sind Verfahren der chemischen Konservierung oder die Milchsäuresilierung mit oder ohne Wasserzusatz. Die Silierung von feuchten Körnern oder feucht gemahlenen Materialien erfordert eine luftdichte Lagerung und die Produktion von pH-Wert senkender Milchsäure. Über die Bildung von Kohlendioxid wird zudem aerobes Mikrobenwachstum verhindert. Die beste technische Möglichkeit sind Schlauchsilierverfahren. Eine verlustarme Silierung ist möglich, wenn erntefeuchtes oder rückgefeuchtetes Material einen Wassergehalt von 25 bis 30 % aufweist. Die Körner werden in der Regel vorher gequetscht und anschließend in Folienschläuche gepresst. Eine Mindestsiloreifung von 9 Wochen ist einzuhalten.

Zur Verbesserung der aeroben Stabilität können heterofermentative MSB oder Salze organischer Säuren (Propionat, Sorbat, Formiat) eingesetzt werden. Zur chemischen Konservierung von Feuchtgetreide werden organische Säuren, Harnstoff oder Natronlauge eingesetzt. Mit Harnstoff konserviertes Getreide darf nur an Wiederkäuer verfüttert werden. Bei Feuchten oberhalb von 18 % werden 22 kg Futterharnstoff in Form von Prills je Tonne zugesetzt. Bei Feuchten von < 18 % ist die Zugabe von ca. 5 l Wasser je Tonne erforderlich, um die notwendige Ammoniakfreisetzung zu ermöglichen. Damit sich das Ammoniak gleichmäßig verteilen kann, sollte der Getreidestapel etwa vier Wochen mit einer Folie abgedeckt bleiben.

Die Verwendung von Harnstoff als Konservierungsmittel oder als Siliermittel ist futtermittelrechtlich nicht zugelassen. Der Einsatz von Futterharnstoff als Futterzusatzstoff für die Wiederkäuerernährung ist aber möglich. Um den Status als Futtermittelprimärproduzent nicht zu verlieren, sind die Bestimmungen des Merkblattes für den Einsatz von Futtermittel-Zusatzstoffen im landwirtschaftlichen Betrieb (Teil 2: Harnstoff und seine Derivate http://www.dlg.org/fileadmin/downloads/fachinfos/futtermittel/zdl_merkblatt_harnstoff.pdf.) zwingend zu beachten. Auch beim Säureeinsatz sind unbedingt die Bestimmungen des Merkblattes für den Einsatz von Futtermittel-Zusatzstoffen im Landwirtschaftlichen Betrieb (Teil 1: Säuren als Konservierungsmittel http://www.dlg.org/fileadmin/downloads/fachinfos/futtermittel/merkblatt_saeureeinsatz.pdf) einzuhalten.

Bei der chemischen Feuchtgetreidekonservierung kommt vorrangig Propionsäure alleine oder in Kombination mit anderen organischen Säuren wie Benzoe-, Sorbin- oder Ameisensäure zum Einsatz. Die für eine sichere Konservierung notwendige Säuremenge ist neben dem Produkt von der angestrebten Lagerdauer und der Feuchte des Gutes abhängig. Hier sind unbedingt die vom Händler beigefügten Dosierungstabellen zu nutzen. Es gilt zudem zu beachten, dass die Feuchtebestimmung möglichst exakt erfolgt.

Bei der Behandlung von Getreide mit Natronlauge handelt es sich i.R. um eine kurzfristige Haltbarmachung für wenige Tage. Neben der Konservierung hat dieses Verfahren den Vorteil, auch einen Aufschluss der Getreideschale und eine Quellung der Stärke zu bewirken, wodurch der Einsatz ganzer Getreidekörner möglich wird. Für einen ausreichenden Aufschluss bei gleichzeitiger konservierender Wirkung werden 3 – 4 % Natronlauge eingesetzt. Mit Natronlauge konserviertes Getreide darf nur an Wiederkäuer verfüttert werden.

Dr. O. Steinhöfel, Köllitsch

Weitere Informationen

Ansprechpartner

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Prof. Dr. Olaf Steinhöfel

Telefon: 034222 46-2200

Telefax: 034222 46-2099

E-Mail: Olaf.Steinhoefel­@smekul.sachsen.de

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Frank Püschel

Telefon: 034222 46-2211

E-Mail: Frank.Pueschel@smul.sachsen.de

Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de

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