Kälberweide - Herausforderungen und Lösungsansätze

Rinder auf der Weide
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Ab 2025 Pflicht: Kälber auf die Weide. Der Artikel zeigt Herausforderungen und Lösungen rund um Tiergesundheit, Management und Fütterung – mit Tipps aus der Praxis und Expertenvorträgen.

Die ab 2025 geltende Vorgabe zur Weidehaltung von Kälbern nach dem Absetzen in Ökobetrieben bringt verschiedene Herausforderungen mit sich. In der Online-Veranstaltung am 27.03.25 kamen Experten zu den Themen Parasitenmanagement und Haltung zu Wort. Außerdem präsentierte die Großdrebnitzer Agrarbetriebsgesellschaft ihre Umsetzungsideen zur Kälberweide.

Herausforderungen

Tiergesundheit und Tierwohl

  • Witterungsempfindlichkeit: Abgesetzte Kälber sind anfällig für Krankheiten wie Durchfall oder Lungenentzündung, besonders bei feuchtem oder kaltem Wetter.
  • Parasitenbelastung: Auf Weiden besteht ein erhöhtes Risiko durch Magen-Darm-Parasiten, insbesondere bei Jungtieren ohne Immunität.
  • Stress durch Umstellung: Der Wechsel von Stall zu Weide kurz nach dem Absetzen kann Stress verursachen, was das Immunsystem schwächt.

Infrastruktur

  • Viele Betriebe verfügen nicht über geeignete Kälberweiden, z. B. mit Unterständen, Tränken, sicheren Einzäunungen und trockenen Liegeflächen.
  • Transportlogistik: Weiden liegen häufig weit vom Hof entfernt, was die tägliche Kontrolle und Versorgung erschwert.

Management und Arbeitsaufwand

  • Der Betreuungsaufwand steigt, da Kälber auf der Weide intensiver überwacht werden müssen (z. B. Gesundheitskontrolle, Fütterung, Schutz vor Wetter).

Fütterung und Nährstoffversorgung

  • Nach dem Absetzen brauchen Kälber eine angepasste, energiereiche Fütterung. Das Weidegras allein reicht oft nicht aus.
  • Mineralstoff- und Kraftfutterversorgung auf der Weide ist logistisch aufwendiger.

Lösungsansätze

Anpassung der Weideinfrastruktur

  • Bau von Kälber-gerechten Unterständen (Wind- und Wetterschutz, trocken, zugluftfrei).
  • Einrichtung von spezifischen Kälberweiden mit gutem Zugang und kontrollierter Beweidung.

Im Vortrag von Sebastian Woskowksi »Kälber mit Weidegang« erfahren Sie mehr zum Thema Kälberhaltung auf der Weide.

Herdengesundheitsmanagement

  • Langsame Umstellung: Übergangsphase mit Auslauf im Stallbereich, bevor Kälber dauerhaft auf Weide gehen. Dort bereits Gewöhnung an den Stromzaun.
  • Parasitenmanagement: Weidemanagement (z. B. Umtriebsweide, Weidepausen), ggf. mit Kotproben und gezielter Entwurmung nach Bedarf. Vorherige Mahd, keine Mischung Kuh- und Kälberweiden, regelmäßiges Abschleppen. Näheres dazu im Vortrag »Endo- und Ektoparasiten-Management bei Kälbern mit Weidezugang« von Frau Dr. Kewitz (siehe unten)
  • Impfprogramme: Vorbeugung gegen gängige Erkrankungen (z. B. Rindergrippe-Komplex).

Betriebsindividuelle Lösungen

  • Gruppenhaltung in Außenklima-Ställen mit Auslauf als Übergangslösung, wenn Weidezugang vorübergehend nicht möglich ist (z. B. bei extremem Wetter).
  • Kooperationen mit Nachbarbetrieben: Nutzung gemeinsamer Flächen oder Betreuungssysteme.
  • Umnutzung von Gebäuden: Gibt es weidenahe Gebäude, die sich als Kälberstall umnutzen lassen?

Im Vortrag »Planung für die Kälberweide in der Großdrebnitzer Agrarbetriebsgesellschaft« stellt der Betrieb seine Umsetzungspläne zur Kälberweide dar.

Weidesicherheit

  • Sichere Umzäunung: Am besten fester Zaun, Elektrozaun mit mindestens 3 Litzen.
  • Kindermädchen: tragende Färsen oder Trockensteher mit auf die Weide als Orientierung und Schutz

Fütterung

  • frühe Gewöhnung an Grünfutter: bereits während der Tränkephase neben der Kälber-TMR auch frisches Grünfutter anbieten
  • Zufütterung: zu Beginn mindestens einmal täglich Kälber-TMR zufüttern
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