Aktueller Futterrat vom 24.09.2010

Grassilagen aus Herbstaufwüchsen

Die Prognosen für den Futterwert der Grassilagen aus dem ersten Aufwuchs sind nicht berauschend. Im Mittel liegen sie fast 0,3 MJ NEL je kg Trockenmasse unter den Vorjahreswerten. Die Sommeraufwüchse blieben hitzebedingt häufig ganz aus. Nun konzentriert man sich auf die Herbstaufwüchse. Ihr Ruf ist schlecht. Man geht grundsätzlich davon aus, dass sie sowohl vom Futterwert als auch von der Futterhygiene in Milchviehrationen eher die Ausnahme sein sollten. Aber das ist zu pauschal. Herbstsilagen vom Grünland haben zwar ihre Eigenarten, aber bei Berücksichtigung dieser, können auch Herbstsilagen mit hohem Futterwert und ausreichend Konserviererfolg erzeugt werden. Nachfolgend ausgewählte Hinweise:

Rascher Übergang in die generative Phase
Aufgrund der kürzer werdenden Tage ist die Photosynthese begrenzt. Die Pflanzen versuchen schneller in die generative Phase zu kommen. Ihre Wuchsdynamik ist deutlich eingeschränkt und die Ertragserwartung entsprechend geringer. Mehr noch als im ersten Aufwuchs muss bei der Suche nach dem richtigen Schnitttermin die Ertrags- der Qualitätssicht weichen. Grasbestände für die Milchkuhfütterung müssen spätestens im Ährenschieben geschnitten werden. Bei optimal geernteten  Herbstaufwüchsen mit einem begrenzten Streckungswachstum ist das Blatt – Stängel - Verhältnis der Pflanzen durchaus zugunsten der Blattmasse verschoben. Diese Pflanzen zeigen dann auch eine hohe Verdaulichkeit und Energiedichte.

Silierbarkeit sensibler
Der Zuckergehalt der Gräser ist stark von der Sonneneinstrahlung in den letzten Tagen vor der Ernte abhängig. Sonnige Herbsttage unterstützen die Assimilation von silierbaren Zuckern und kalte Nächte begrenzen ihre Veratmung. Trübe Tage dagegen provozieren geringe Zuckergehalte in den Pflanzen. Gleichzeitig steigt durch letztere Bedingung der Proteingehalt, was die Pufferkapazität der Siliergüter steigert. Dies ist grundsätzlich bei der Bewertung der Silierbarkeit der Pflanzen zu berücksichtigen. Bei starker Bewölkung in den letzten 3 Tagen vor dem Schnitt, sollte über den Zusatz vergärbarer Zucker, z.B. Melasse, eine Mischsilierung mit Silomais oder ein Zusatz von Siliermitteln für schwer silierbare Siliergüter nachgedacht werden. Herbstaufwüchse müssen zudem häufig stärker angewelkt (≈ 40 %) werden, um den Mindesttrockenmassegehalt zu erreichen. Aufgrund feuchterer Böden, fehlender Wärme, stärkerer Taubildung und der höheren Niederschlagsneigung im Herbst ist das nicht unproblematisch. Hier ist der Einsatz von Mähaufbereitern und Breitablage in jedem Fall sinnvoll.

Höhere Nitratgehalte
Die vegetative Wachstumsphase ist kurz. Aufgrund der Wachstumsstagnation im heißen Sommer sind oft noch große mineralisierte Stickstoffreserven im Boden. Dies prägt den Proteingehalt der Herbstaufwüchse. Der Rohproteingehalt der Herbstgräser wird oft höher als 16 % in der Trockenmasse sein. Dieser Luxuskonsum an Ammonium- und Nitratstickstoff aus dem Boden steigert den NPN und Nitratgehalt der Herbstaufwüchse. Bei der Grünfütterung ist somit generell angeraten, den Nitratgehalt zu kontrollieren, die geernteten Pflanzen niemals zwischenzulagern und ausreichend strukturwirksame Futtermittel zuzufüttern. Die Nitratspeicherung der Pflanzen ist zudem stark abhängig von Düngung, Herbizideinsatz, ungünstigen Witterungsverhältnissen (Trockenheit oder Kälte), Mangel an Spurenelementen oder Pilzbefall.

Stärkere Verschmutzungsgefahr
Unter unbeständigen Witterungsverhältnissen wird oft zu nasses und verschmutztes Gras geborgen. Diese Tatsache hat stark zur Abwertung der Herbstaufwüchse beigetragen. Herbstaufwüchse von Wiesen und Weiden besitzen in der optimalen Schnittzeitspanne natürliche Rohaschegehalte von ca. 100 g je kg Trockenmasse. Während 2 bis 3 % Zusatzverschmutzung bei der gegenwärtigen Technik der Futterernte noch toleriert werden müssen, sind Werte über 150 g je kg Trockenmasse ein deutlicher Indikator für Verschmutzungen. Diese kann, neben der Akkumulation unerwünschter Stoffe, auch gravierende Beeinträchtigungen der Konservierung provozieren. Bei verschmutztem Grünfutter sind auch bei Siliermittelzusatz hohe Buttersäurege¬halte in der Silage nicht zu vermeiden. Buttersäurebakterien sind bodenbürtige Gärschädlinge, das heißt sie kommen über den Schmutz in die Silage. Selbst bei Zusatz von nitrithaltigen Siliermitteln, dem gegenwärtig wirksamsten Hemm¬stoff gegen Clostridien, sind in Silagen sehr hohe Buttersäuregehalte auf¬getreten. Durch den Verdünnungseffekt der organischen Substanz sinkt außerdem der energetische Futterwert drastisch ab. Auf dem Grünland müssen alle Arbeitsvorgänge so durchgeführt und frequentiert werden, dass die Narben dicht geschlossen bleiben. Befahren sollten die Flächen nur werden, wenn die Böden tragfähig und die Bereifung und der Reifendruck der Maschine angepasst sind. An Regentagen und solange Tau auf der Pflanzenoberfläche ist dürfen die Flächen nicht befahren werden. Der Schnitt sollte erst nach dem Abtrocknen des Pflanzenbestandes erfolgen. Die Schneide-, Schwader-, Wende- und Häckslertechnik muss sorgfältig dem Standort angepasst und eingestellt werden. Die Schnitthöhe darf auf sensiblen Standorten nicht unter 10 cm betragen. Die Feldliegezeit muss reduziert und die Arbeitsgänge des Wendens und Schwadens drastisch eingeschränkt werden.
Dr. Olaf Steinhöfel, LfULG; Köllitsch 

Ansprechpartner

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Prof. Dr. Olaf Steinhöfel

Telefon: 034222 46-2200

Telefax: 034222 46-2099

E-Mail: Olaf.Steinhoefel­@smekul.sachsen.de

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Frank Püschel

Telefon: 034222 46-2211

E-Mail: Frank.Pueschel@smul.sachsen.de

Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de

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