Aktueller Futterrat vom 23.02.2015

Die jährlich wiederkehrende Qual der Wahl

Der Siliermittelmarkt scheint unersättlich. Es gibt mittlerweile weit mehr als 150 Präparate, die aktuell mit verstärkter Intensität beworben werden. Ob die Versprechungen der Anbieter in praxi wahr werden, ist schwer nachzuvollziehen. Einzig neutrale Tests, wie z.B. die DLG-Prüfung und Gütesiegelvergabe, können eine prinzipielle Eignung bezeugen.

Rein wirtschaftlich motiviert, müssten bei ca. 0,2 – 0,4 Cent Siliermittelkosten je kg Milch rund 200 – 500 kg mehr Milch je Kuh und Jahr erzeugt werden. Die Energiedichte muss um 0,1 – 0,3 MJ NEL je kg TM steigen und die Silierverluste um 5 – 8 % Masseverlustpunkte sinken. Wenn man durch den Siliermitteleinsatz sicher beweisen kann, dass der Buttersäuregehalt um 5 %-Punkte je kg Trockenmasse niedriger liegt oder die aerobe Stabilität um 2 Tage höher ist, rechnet sich beispielsweise der Einsatz. Eine Pauschalisierung zum Einsatz oder Weglassen von Siliermitteln ist nicht möglich. Die Siliererbedingungen und ggf. objektiver Schwachpunkte im Silomanagement im Betrieb bestimmen Notwendigkeit und Wirkungsrichtig.

Die wichtigen Einflussfaktoren werden jedoch erst zum Schnittzeitpunkt erkennbar. Man kann weder Vegetationsverlauf, Wetter oder die daraus resultierenden Erwartungen hinsichtlich TM-, Zucker- oder Puffersubstanzgehalt noch den natürlichen Besatz an Milchsäurebakterien oder Gärschädlingen prognostizieren. Deshalb ist es de facto nicht möglich, sich im rabattierten Vorkauf für das richtige Mittel zu entscheiden. Mit dem Siliermittelanbieter muss klar geregelt werden, dass zum Zeitpunkt des Silierens nicht ein sondern das richtige Siliermittel zur Verfügung steht.

Grundsätzlich stehen 2 Wirkungsrichtungen zur Auswahl, einerseits Siliermittel, die den Gärverlauf optimieren sollen und andererseits Siliermittel, die die aerobe Stabilität der fertigen Silage verbessern. Der überwiegende Teil angebotener Siliermittel zählt zu erstgenannter Kategorie. Diese Mittel sind in der Regel Milchsäurebakterien-Impfkulturen (MSB). Diese bestehen aus vermehrungsfähigen Lactobakterien, die in hochkonzentrierter Form in flüssigen Suspensionen oder in Granulatform dem Siliergut zugegeben werden. Mit ihnen sollen die geringe Milchsäurebakterienkeimdichte der epiphytischen Keimflora ergänzt und damit die homofermentativen Milchsäurebildung beschleunigt und eine schnelle Absenkung des pH-Wertes erreicht werden.

Die zurzeit im Handel befindlichen weit über 100 MBS-Präparate beinhalten oft ähnliche Stämme (vor allem Lactobacillus plantarum sowie Pediococcus- und Enterococcus-Arten), weisen aber in Abhängigkeit von ihrer Herkunft, Konzentration und dem Herstellungsverfahren gewisse Wirkungsunterschiede auf. Dies ist jedoch für den Laien nicht erkennbar. Hier könnten nur publizierte neutrale Tests gewisse Sicherheit bieten. Voraussetzung für die Wirkung von MSB-kulturen ist, dass der TM-Gehalt zwischen 30 und 40 % liegt, die Feldliegezeit nicht deutlich über 24 h ausfällt und der Aschegehalt nicht über 12 % der Trockenmasse ansteigt. Falls letzteres nicht zu sichern ist, sollte lieber die Chemie bemüht werden.

Chemische Zusätze zur Steuerung des Gärverlaufs sind Stoffe mit selektiv mikrobizider Wirkung. Sie sollen unerwünschte Mikroben unterdrücken und damit die Milchsäuregärung fördern sowie einen Milchsäureabbau hemmen. Dafür werden organische Säuren, z. B. die Ameisen- oder Propionsäure, oder Substanzen mit vorrangiger Hemmstoffwirkung, wie z. B. Natriumnitrit oder Hexamethylentetramin, eingesetzt. Zum Teil erfolgt auch eine Kombination dieser Säuren mit MSB.

Die zweite grundsätzliche Wirkungsrichtung der Siliermittel ist die Sicherung der aeroben Stabilität. Oft sind die sehr gut vergorenen Silagen, die verstärkt zur aeroben Instabilität neigen. Wer über Jahre das Problem der Nacherwärmung registriert und nicht durch Silomanagement in den Griff bekommt, sollte über einen Siliermitteleinsatz nachdenken. Faktoren die dies präferieren wären: eine erwartet höher Keimbelastung, eine Lagerdichten < 200 kg TM je m³, ein TM-Gehalt des Siliergutes > 40 %, offene Anschnittsflächen > 0,15 m² / Kuh (Entnahmevorschub < 30 cm / Tag), Silobefüllzeiten > 48 Stunden oder Häcksellängen > 8 mm bei Silomais und > 30 mm bei Gras. Verwendet werden sollten in den Fällen entweder biologischen Siliermitteln mit heterofermentativen Milchsäurebildnern (vorwiegend Lactobacillus buchneri), welche neben der Milchsäure, kurzkettige Fettsäuren, wie Essigsäure oder eventuell Propionsäure liefern, oder chemische Mittel, wie z. B. die Salze der Propionsäure (Propionat), Benzoesäure (Benzoat) oder Sorbinsäure (Sorbat).

Wenn beide Probleme im Betrieb, Schutz gegen Clostridien und aerobe Stabilität, mit einem Mittel gelöst werden müssen, sind ggf. Kombinationsprodukte eine Lösung. Diese Produkte bestehen entweder aus der Kombination verschiedener Milchsäurestämme und Natriumbenzoat, Natriumpropionat oder Kaliumsorbat oder einer Kombination Natriumnitrit, Hexamethylentetramin und den genannten Salzen der organischen Säuren.

Dr. Olaf Steinhöfel, Köllitsch

Ansprechpartner

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Prof. Dr. Olaf Steinhöfel

Telefon: 034222 46-2200

Telefax: 034222 46-2099

E-Mail: Olaf.Steinhoefel­@smekul.sachsen.de

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

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Frank Püschel

Telefon: 034222 46-2211

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