Aktueller Futterrat vom 13.01.2012

Grassilagen nichts mehr für Trockensteher?

Der Kaliumgehalt der sächsischen Grassilagen ist in den letzten Jahren kräftig gestiegen. Lag er noch 2007 bei 25 g je kg TM, sind 2011 mittlere Werte von 31 g nachgewiesen worden. Dies kann verschiedene Ursachen haben. Neben der stärkeren Kaliumdüngung zur Ertragssteigerung und dem etwas höheres Kaliumgehaltes in Gärresten der Biogasanlagen, können auch die klimatischen Bedingungen der letzten Jahre veränderte Akkumulationen in den Pflanzen provoziert haben. Gehalte über 30 g je kg Trockenmasse Kalium in der Futtertrockensubstanz von Grassilage gelten jedoch, insbesondere bei der Fütterung hochtragender Milchkühe, als äußerst kritisch. Gerade für Milchviehbetriebe, in deren Herde vermehrt Probleme mit Festliegen auftreten, wird von der Verfütterung von kaliumreichen Futtermitteln in der geburtsnahen Gruppe abgeraten. Kalium hat den größten Einfluss auf den Säure-Basen-Haushalt des Tieres.
Dieser Einfluss ist viel bedeutsamer als der von Kalzium. Kaliumgehalte von mehr als 15 g / kg TM bewirken im Tier eine metabolische Alkalose und infolge eine große Gebärparesegefahr. Das heißt, die Milchfiebergefahr steht in engster Verbindung zum Kaliumgehalt der Ration, und hier in erster Linie mit dem Kaliumgehalt der Grassilage. Eine überhöhte Kaliumaufnahme begünstigt aber nicht nur das Auftreten der Gebärparese, sondern verschlechtert auch die Wahrscheinlichkeit, wieder trächtig zu werden. Ein Kalium-Überschuss wird zudem mit einer verminderten Verdaulichkeit der organischen Substanz und der Rohfaser, einer reduzierten Absorption von Magnesium, einer erhöhten Jodausscheidung über die Niere und einer gestörten ß-Carotin – Absorption in Verbindung gebracht. Es gilt deshalb der allgemeine Grundsatz, dass exakte Rationsberechnungen über Futtermittelanalysen auch für Trockensteher zwingend angebracht sind.
Der Kaliumgehalt der sächsischen Maissilagen schwankt nur gering zwischen 10 - 12 g je kg TM. Dies trifft auch im Mittel auf die Rest TMR ohne Grassilageanteile zu. Für K-Gehalte in Grassilagen von 30 g je kg TM bedeutet dies, dass sie im gerburtsnahen Zeitraum de facto nicht mehr zum Einsatz kommen dürfen. In vielen Fütterungsempfehlungen wird dies bereits durch zunehmenden Stroh- und Maissilageeinsatz umgesetzt. Hier besteht Handlungsbedarf. Der Kaliumgehalt der Grassilagen kann zum Beispiel durch Verzicht auf Gülledüngung bei Grassilageerzeugung für Trockensteher, durch die Nutzung reiner Grasbestände für die Silageerzeugung und durch Reduktion des Löwenzahns oder Wiesenkerbels (starker Kaliumluxuskonsum) im Bestand mittels intensiver Grünlandnutzung und Pflegemaßnahmen reduziert werden. Wenn der Kaliumgehalt der Transitration nicht unter 15 g Kalium zu drücken ist, sollte unbedingt über den Einsatz saure Salze nachgedacht werden.
Dr. Olaf Steinhöfel, LfULG, Köllitsch

Ansprechpartner

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Prof. Dr. Olaf Steinhöfel

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Telefax: 034222 46-2099

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Telefon: 034222 46-2211

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