Aktueller Futterrat vom 09.03.2010

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Hauptkostenfalle Futter

Die Milchkuhfütterung stand in den letzten Jahren unter dem Druck, der rasanten Leistungsentwicklung zu folgen. Dazu hat sowohl der nährstoffökonomische Veredlungsdruck, als auch die Form der Milchvergütung beigetragen. Der ständige Spagat zwischen Bedarfsdeckung und Wiederkäuergerechtheit hat dabei unzählige Probleme offenbart, welche mit mathematischer Logik alleine nicht mehr lösbar waren. Viele neue Kriterien, nähr- und futtermittelspezifische Restriktionen und Labormethoden wurden seitdem der traditionellen Rationsberechnung zur Seite gestellt.

Eine Folge in der Fütterungspraxis war eine zunehmende Uniformiertheit. Zwischen der Fütterung von Kühen in Mittelgebirgslagen und Kühen in Ackerbauregionen des sächsischen Tieflandes sind kaum noch Unterschiede zu erkennen. Maissilage ist das alles dominierende Grobfuttermittel geworden. Dies hatte Folgen für die Wertschätzung des Grünlandes. Im Mittel sind noch 7 Futtermittel in den Rationen.

Viele Rationen sind aufgerüstet mit allen Futterzusatzstoffen, welche die Industrie bietet. Dosiert wird vielfach nach dem Prinzip »viel hilft auch viel«. Weit über 50 % der Energie für die Milcherzeugung ist mittlerweile Kraftfutterenergie. Damit steht das als Wiederkäuer in die Natur gestellte Milchrind in direkter Nahrungskonkurrenz zu Mensch, Schwein, Geflügel und Bioenergieerzeugung. Mit Blickwinkel auf diese Situation kann man dem Milchpreistief, so problematisch und Existenz bedrohend er für den Futterbau auch ist, durchaus auch positives abgewinnen. Er öffnet die Augen für Dinge, welche in Vergessenheit geraten sind.

Die Fragen zu Futter und Fütterung sind zurzeit wie ausgetauscht. Man widmet der Grünfutter- oder Weidefütterung, dem Einsatz und Grenzen von Nebenprodukten, der Erzeugung von Feuchtgetreide bzw. -mais, der Harnstofffütterung oder einer konsequent bedarfsgerechter Mineralfutterzulage. Die Fütterungsberatung ist gefragt wie nie. Um diesen Prozess zu begleiten, will sich der Sächsische Futtertag 2010 dem Thema Futterkosten  in der Milcherzeugung widmen. Im Fokus stehen dabei mehr die produktionstechnische Möglichkeiten. Hier 5 ausgewählte Thesen, die am 17. März in Nossen hinterfragt werden sollen.

  • 1. Das teuerste Futtermittel ist das, welches erzeugt aber nicht veredelt wurde
    Futterverluste werden doppelt bestraft. Einerseits verschwindet Masse. Bei einem Bedarf von ca. 50 dt Trockenmasse Grobfutter je Kuh und Jahr sind 1 % Verlust immerhin 50 kg. Andererseits resultiert aus höheren Verlusten ein qualitativer Futterwertverlust. Durch Verschwinden von leichtfermentierbarer Energie sinkt der Energiegehalt des Grobfutters und damit die Veredlungswürdigkeit und –effizienz. Bei 5 % Grobfutterverlust fallen bereits 1 Cent mehr Futterkosten je kg Milch an.
  • 2. Wo möglich schrittweise wieder über Grünfutter nachdenken
    Der Austausch von Silagen in der Vegetationsperiode durch Grünfutter ist nicht pauschal zu befürworten. Hier sind eine Reihe betrieblicher und standortspezifischer Voraussetzungen zu hinterfragen. Aber es ist unübersehbar, Grünfutter besitzt im Vergleich zu den Silagen eine höhere Akzeptanz,  liefert deutlich höhere Eiweißqualitäten durch geringere Proteolyse und kann auch fast vollständig die Versorgung mit Carotin und anderen fettlöslichen Vitaminen übernehmen.
  • 3. Im Futter ist mehr enthalten ist als nur Energie 
    Wenn die Energieeinheit eines Futtermittels ein Futtermittel deutlich kostengünstiger ist als ein anderes Futtermittel, muss es noch lange nicht preiswürdiger sein. Der Grund ist der Gehalt anderer wertbestimmender Nährstoffe.
  • 4. Nicht viel hilft viel
    Die Mineralfutterergänzung hat sich in den letzten Jahren nahezu verselbstständigt. Es besteht kaum ein Bezug zur Basalration. Im Mittel wurden in Sachsen 265 g Mineralfutter je Kuh und Tag bzw. 9 g je kg Milch eingesetzt. Der Schwankungsbereich lag zwischen 80 und 530 g bzw. 2 und 20 g. Dies führt oft zu einem deutlichen Luxuskonsum, welcher neben höheren Kosten auch zu Inbalancen und Mangel durch antagonistische Wirkungen beiträgt.
  • 5. Wer mehr einsetzt muss mehr erlösen          
    Bei der Suche nach Einsparpotentialen wird oft der Einsatz von nichtessentiellen Zusatzstoffen zuerst hinterfragt. Eine Pauschalisierung zum Einsatz oder Weglassen darf auch hier nicht richtig sein. Grundsätzlich muss immer der erwartete Erfolg den Einsatz begründen.

Informationen zum Sächsischen Futtertag, am 17.03.2010 in Nossen erhalten sie  unter http://www.smul.sachsen.de/lfulg/download/17032010_Futtertag.pdf oder Telefon 034222 / 46-2213.

Dr. Olaf Steinhöfel, LfULG

Ansprechpartner

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Prof. Dr. Olaf Steinhöfel

Telefon: 034222 46-2200

Telefax: 034222 46-2099

E-Mail: Olaf.Steinhoefel­@smekul.sachsen.de

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Frank Püschel

Telefon: 034222 46-2211

E-Mail: Frank.Pueschel@smul.sachsen.de

Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de

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