Aktueller Futterrat vom 06.01.2009

Grassilage startet durch

Die Grassilagequalität bleibt der Spiegel für die Leistungsfähigkeit der Milcherzeugung. Aus diesem Grund ist in vielen Unternehmen die Silagebereitung zur Chefsache erklärt worden. Da gerade die Futtererzeugung unter den klimatischen Turbulenzen der letzten Jahre leidet, helfen selten pauschale Empfehlungen oder pragmatische Ansätze. Man kann nur von Jahr zu Jahr vergleichen und versuchen, die Lehren aus Erfolg oder Misserfolg zu ziehen. Nun hatten die beiden letzten Jahre ein völlig unterschiedliches Klimabild zum ersten Aufwuchs parat. Der April 2007 war vielerorts ohne Niederschläge, im folgenden Mai regnete es dafür umso mehr. Der April 2008 blieb kaum ohne Regentag, der Mai wiederum war relativ trocken. In beiden Jahren, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, blieb der Ertrag unter den Erwartungen und die Silierung stand auf Messers Schneide. Erstaunlich ist aber, dass noch immer Fehler gemacht werden, welche nach jahrelanger Bloßstellung „dumme Fehler“ sind. Wir haben in den letzten 15 Jahren in kleinen Schritten aber kontinuierlich Jahr für Jahr den Rohfasergehalt der Grassilagen von über 30 auf 25 % reduziert und den energetischen Futterwert um 0,7 MJ NEL je Kilogramm Trockenmasse steigern können. Dieser enorme Sprung konnte aber mit der Leistungsexplosion der Milchrinder nicht Schritt halten. Milchleistungen von über 9.000 kg erzwingen ja bekanntlich Rohfaserdichten im Grobfutter von 22 bis 23 Prozent. Dies war für die Wertschätzung der Grassilagen nicht unbedingt förderlich. Maissilagen sind wirtschaftlich und mit Blick auf Futterwert und Silierbarkeit von Vorteil. Der Anteil von Grassilagen in der Milchviehration ging deutlich zurück. Das Grünland wurde vernachlässigt. Zusätzlich war die betriebswirtschaftliche Botschaft klar umrissen: Grassilagen sind zu teuer. Dies war nicht gerade ein Impuls für eine Investition in die Grassilierung.
Nun erfolgt ein Umdenken. Der Grassilageanteil in sächsischen Betrieben steigt wieder an. Im Spannungsfeld einer wirtschaftlichen Milchviehhaltung auf der einen und der steigenden Nachfrage nach Silomais in der Bioenergieerzeugung auf der anderen Seite ergeben sich neue Impulse, über die Rolle von Grassilagen in der Milchkuhfütterung nachzudenken. Dazu tragen auch Aspekte, wie Strukturdefizite in Futterrationen, wachsende Ansprüche an Protein und Mikroelemente, futtermittelhygienische Anforderungen oder phytosanitäre Problemsichten bei.
Die Jahre, in denen große Futterwertsteigerungen bei unseren Silagen gemessen wurden, sind aber vorbei. Wir spüren gerade in der Grassilierung zunehmend den Grenzbereich. Und diese Grenze scheint bei ca. 24 % Rohfaser in der Trockenmasse erreicht. Drunter wird es zunehmend schwer stabile gut konservierte Grassilagen zu erzeugen. Seit ca. 4 Jahren stagnierte die Qualitätsentwicklung. Die Grassilagen aus 2006 und 2007 waren schlechter als ihre Vorgänger. 2008 wurde aber alles wieder besser. Die nachfolge Bewertung fokusiert auf den ersten Grasaufwuchs 2008, welcher im Mittel 80 % der Grassilagen für die Milchkuhfütterung liefert.
Trotz des zeitigen Vegetationsstarts brauchte das sächsische Gras im Jahr 2008 unglaubliche 80 Tage um zu reifen. Das langjährige Mittel schwankt um die 50 Tage. Bis in die 16. Kalenderwoche waren kaum Ertrags- und Futterwertveränderungen im Grünland gemessen worden. Außerdem waren viele Flächen aufgrund der hohen Niederschlagsmengen im April nicht befahrbar. Eine rechtzeitige Pflege und Düngung war stellenweise somit unmöglich. Anschließend explodierte das Wachstum. Da der Übergang von der vegetativen in die generative Wuchsphase hauptsächlich über die Tageslänge gesteuert wird, war eine relativ kurze Nutzungselastizität vorprogrammiert. Sie betrug im Mittel nur 4 Tage. Spitzenerträge waren kaum möglich.
Der Schnitt für den ersten Grasaufwuchs 2008 war somit zeitlich sehr gerafft. Er schwankte zwischen dem 14. Mai  und 28. Mai. Der zweite Aufwuchs, wurde cirka 37 Tage später geschnitten. Zum Schnittzeitpunkt wiesen die Grasbestände im sächsischen Mittel 23,5 % Rohfaser, 18,6 % Zucker und 1,4 g Nitrat je kg Trockenmasse nach. Während der Zuckergehalt sich zum Vorjahr fast verdoppelte, ist der Nitratgehalt weiter gesunken. Für die Sicherung einer buttersäurefreien Grassilage werden über 3 g Nitrat in der Trockenmasse gefordert. Hier ist ein echtes Alarmzeichen zu setzen. Eine Ursache könnte im Jahr 2008 die fehlende N-Düngung zum ersten Aufwuchs sein. Die Grünlandflächen waren vielerorts nicht befahrbar. Durch die Wachstumsstagnation im April und den schnellen Übergang von der vegetativen in die generative Reife fehlte den Pflanzen aber auch die Zeit zur Nitrataufnahme. Der Schnittzeitpunkt dagegen hat gepasst. Denn mit 23,5 % Rohfaser je kg Trockenmasse im Siliergut wurde ein historischer Tiefstwert analysiert. Auch der mittlere Trockenmassegehalt liegt mit 33 % im Optimum. Der Rohaschegehalt leider nicht. Dies musste aufgrund der oft unmöglichen Grünlandpflege im Frühjahr fast erwartet werden. Es wurden im Mittel 105 g Rohasche je kg Trockenmasse analysiert. 14 % der Silagen zeigten mit Rohaschekonzentrationen von über 12 % deutliche Verschmutzungen an. Die Ergebnisse decken sich durchaus mit den Vorjahresbefunden. Hier war es insbesondere eine hohe Staubbelastung, welche nach dem vielerorts niederschlagsfreiem April unvermeidbar war. 
Der mittlere Rohfasergehalt der sächsischen Grassilagen liegt bei 255 g je kg Trockenmasse. Dies ist ein deutlicher Qualitätssprung zum Vorjahr. Damit konnte für die bessere Positionierung der Grassilagen in der Milchkuhfütterung Boden gut gemacht werden. Im Mittel wiesen die Grassilagen des ersten sächsischen Schnittes 2008 6,17 MJ NEL und 149 g Rohprotein in einem kg Trockenmasse auf. Es ist zu beachten, dass die Deutsche Gesellschaft für Ernährung die Formel zur Energiebewertung von Grobfuttermitteln geändert hat. Dies kann im Einzelfall zu vergleichsweise höheren Werten als im Vorjahr geführt haben. Der geringe Proteingehalt deckt sich mit den niedrigen Nitratwerten und muss ursächlich der geringen Stickstoffgabe zum ersten Aufwuchs zugeordnet werden.
Nur noch ein Viertel der Grassilagen wurde mit Siliermitteln siliert. 2007 waren es noch über 50 %. Hier ist zu vermuten, dass aufgrund der hohen Futtermittelpreise gespart wurde. Dies hat nicht zu einem Einbruch beim Konserviererfolg geführt. Gut 80 % der untersuchten Grassilagen wurde ein sehr guter bzw. guter Konserviererfolg bescheinigt.
Bis zur Siloöffnung vergingen im Mittel 160 Tage. Keiner der Betriebe öffnete sein Grassilo bereits in den ersten 4 Wochen und damit zu früh. Dies wird durch bessere aerobe Stabilität der Grassilagen belohnt werden. Die mittlere Anschnittsfläche der Silos betrug 31 m². Damit konnte der tägliche Vorschub im Silo mit aktuell 28 cm leider nicht erhöht werden.
 
Tabelle: Futterwert von Grassiliergut und Grassilage aus dem ersten Aufwuchs der Ernte 2008 im Freistaat Sachsen1)

Tabelle: Futterwert von Grassiliergut und Grassilage aus dem ersten Aufwuchs

1) Mittelwert aus Untersuchungsbefunden (174 Siliergüter / 595 Silagen) der LKS und des LfULG

Ansprechpartner

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Prof. Dr. Olaf Steinhöfel

Telefon: 034222 46-2200

Telefax: 034222 46-2099

E-Mail: Olaf.Steinhoefel­@smekul.sachsen.de

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Frank Püschel

Telefon: 034222 46-2211

E-Mail: Frank.Pueschel@smul.sachsen.de

Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de

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