Aktueller Futterrat vom 04.09.2013

DON in Futtergerste beobachten!

Die Meldungen verstärken sich, dass die Mykotoxin-, insbesondere die DON-Gehalte im Futtergetreide aus der diesjährigen Ernte zum Teil drastisch erhöht sind. Mykotoxine können schon in geringen Konzentrationen im Futter Wachstums- und Fruchtbarkeitsstörungen verursachen. Außerdem begünstigen sie wegen ihrer immunsuppressiven Wirkung das Auftreten und den Schweregrad von Infektionskrankheiten. Das Erkennen der Schadwirkungen durch Mykotoxine ist schwierig, da selten typische Erkrankungsbilder ausgelöst werden und chronische Leistungs- und Gesundheitsdepressionen dominieren.
Am stärksten betroffen scheint 2013 die Futtergerste. Hier wurden bisher Werte ge-messen, die zum Teil deutlich über den Richtwerten der EU-Empfehlung 2006/576/EG für Getreide liegen. Dies ist erstaunlich, standen doch sonst eher Wei-zen, Roggen und Triticale in den „Fusarienjahren“ im Fokus. Diese sind bisher eher unauffällig. Was beim Mais passiert, wissen wir noch nicht. Es muss auch kein flä-chendeckendes Problem zu sein. Die Witterungsextreme 2013 haben das Getreide standortspezifisch unterschiedlich gestresst.

Hintergrund
Für DON liegen lediglich Orientierungs- bzw. Richtwerte keine futtermit-telrechtlichen Höchstgehalte vor. Das heißt, futtermittelrechtliche Sanktionen bei Überschreiten der empfohlenen Richtwerte sind nicht möglich. Auch ein Verschneidungsverbot existiert hier nicht, da die Orientierungswerte keine Höchstgehalte im futtermittelrechtlichen Sinne darstellen. Aber der Grundsatz der Futtermittelsicherheit gilt in vollem Maße, ein Futtermittel darf die Gesundheit von Mensch und Tier sowie die Umwelt nicht beeinträchtigen. Hier besteht eine Vorsorgepflicht, welche auch kontrolliert wird. An einer Eigenkontrolle der eingesetzten Getreidepartien in der Fütterung der landwirtschaftlichen Nutztiere kommt keiner vorbei. Dies gilt insbesondere bei einem Verdacht, z.B. wenn die Partie bereits von der aufnehmenden Hand, Getreidehandel oder Mischfuttermittelindustrie, gestoßen wurde.
Die aktuellen Richtwerte für DON in Futtermitteln basieren auf dem derzeitigen ver-fügbaren Wissensstand und haben zum Ziel, Leistung und Gesundheit der Tiere unter den üblichen Produktionsbedingungen nicht zu beeinträchtigen. Es wurden keine Langzeiteffekte und Wechselwirkungen, aber auch nicht Haltung und Allgemeinbefinden der Tiere berücksichtigt. Der Richtwert für Futtergetreide wird mit 8 mg / kg Getreide bei 12 % Restfeuchte angegeben. In der Ration für Schweine bzw. junge Wiederkäuer werden laut dieser Empfehlung Werte von 0,9 bzw. 2 mg je kg (88 % TM) gezeichnet. Bei Wiederkäuern ist davon auszugehen, dass die Mykotoxine in den Vormägen inaktiviert werden können, so dass mykotoxinbedingte Erkrankungen und Leistungsdepressionen eine geringere Bedeutung haben. Auch für das Geflügel ist von einer geringeren Empfindlichkeit auszugehen. Für Rationen für Milchkühe und Geflügel liegen die empfohlenen Orientierungswerte bei 5 mg DON je kg Futter mit 88 % TM.

Anzeichen am Tier
Deoxynivalenol (DON) gehört zu den Trichothecenen. Typische klinische Anzeichen einer DON-Vergiftung sind Futterverweigerung, Erbrechen und Durchfall. Der Landwirt kann solche Krankheitsanzeichen meist nur bei hohen DON-Konzentrationen beobachten. Latente Futterverweigerung bleibt meist unerkannt und führt zu den größeren wirtschaftlichen Schäden. Weitere Wirkungen von DON sind das Auslösen von Entzündungserscheinungen im Magen-Darm-Bereich, die Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit sowie seine immunsuppressiven Eigenschaften, die zur erhöhten Anfälligkeit der Tiere führen können. Fruchtbarkeitsstörungen werden bei brünstig erscheinenden Sauen erwartet. Die Entwicklung des Gelbkörpers wird gehemmt. Von graviden Sauen werden verminderte Wurfgrößen, Totgeburten, Geburt lebensschwacher Ferkel und Ferkel mit Grätschstellung beschrieben.

Was tun?
Erste und wichtigste Maßnahme ist die Einsatzrestriktion stark belasteter Partien. Hier kann man sich zwar an den Richtwerten orientieren, aber in Beständen mit ge-sundheitlicher Instabilität empfiehlt sich, diese nicht auszureizen. Beim Schwein wäre ein genereller Verzicht DON-auffälliger Getreidepartien immer zu empfehlen.
Es gibt nur wenige Maßnahmen, die eine Reduzierung der Mykotoxinbelastung von Getreide garantieren. Oft fehlt auch der Nachweis, da die Toxine sehr inhomogen im Getreide verteilt sind und schon die Probenahmefehler signifikante Effekte verdecken. Sinnvoll erscheint in jedem Fall die Gertreidereinigung. Die Toxinbelastung in den Stäuben, Spelzen und auf der Oberfläche des Korns ist deutlich höher als im Korninneren. Aus der Saatguterzeugung ist bekannt, dass sich die Qualität der Waren durch geeignete maschinelle Aufbereitung verbessern lässt. Dafür eignen sich zum Beispiel Windsichter, Siebe, Trieur, Tischausleser oder Sortiertische. Der Effekt liegt im Mittel bei 15 % Reduzierung der Toxingehalte. Einstellungen mit etwa 20 % Abgang scheinen hier optimal. Für Betriebe mit vorhandener Technik dürften sich die Kosten auf bis zu ca. 15.- EURO je Tonne belaufen. Der Abgang ist zu entsorgen.

Zur Detoxifikation von mit Mykotoxinen belasteten Futtermitteln werden am Markt zahlreiche Futterzusätze als sogenannte Mykotoxinbinder angeboten. Durch ihre einfache und kurzfristige Handhabung sind sie auch in diesem Jahr stark nachgefragt. Je nach chemischer Struktur lassen sich dabei zwei Wirkmechanismen unterscheiden. Einerseits Adsorbentien, die im Milieu des Verdauungstraktes Mykotoxine an sich binden und wieder ausgeschieden sollen, was eine Resorption durch die Darmwand verhindert. (z.B. Bentonit, Zeolith, Klinofeed, Klinosan, Mycosorb, Aktivkohle). Zweitens Hefen oder Bakterienstämme, die eine vorwiegend enzymatische Zerstörung der toxischen Bindungsstruktur der Mykotoxinmoleküle bewirken sollen (z.B. Mycofix, Bierhefe). Einschränkend muss gesagt werden, dass eine wissenschaftlich bestätigte Wirkung dieser Zusätze bisher nicht vorliegt. Die Ergebnisse sind äußerst widersprüchlich. Mit Blick auf die Futterkostensteigerung sollte im Einzelfall genau überlegt werden, ob der Einsatz dieser Produkte oder eine alternative Verwendung des Getreides sinnvoller ist.
Ein hoher Mykotoxineintrag besonders von Trichothecenen führt zur Belastung der Entgiftungsfunktion der Leber und bewirkt durch Zellschädigung eine Herabsetzung der Abwehrkräfte. Als erfolgversprechende Gegenmaßnahme hat sich die Gabe hoher Dosierungen der die Immunabwehr stabilisierenden Vitamine C und E erwiesen. Ebenfalls sollen erhöhte Anteile des Spurenelementes Selen die Abwehrfunktion stabilisieren. Demgegenüber bleiben Behandlungen mit Antibiotika oder anderen Medikamenten in der Regel erfolglos.
Dr. Olaf Steinhöfel, Köllitsch

Ansprechpartner

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

Referat 74: Tierhaltung

Prof. Dr. Olaf Steinhöfel

Telefon: 034222 46-2200

Telefax: 034222 46-2099

E-Mail: Olaf.Steinhoefel­@smekul.sachsen.de

Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie

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Frank Püschel

Telefon: 034222 46-2211

E-Mail: Frank.Pueschel@smul.sachsen.de

Webseite: http://www.lfulg.sachsen.de

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