Pflanzenvielfalt trotz rauem Klima - Botanischer Garten Schellerhau
Dieses Jahr musste die große Exkursion unseres Fachbereichs ausfallen. Alternativ können die Referate eigene Exkursionen durchführen. Die Kollegen*innen vom Referat Garten- und Landschaftsbau trafen sich am 19. September in Bärenfels im Erzgebirge.
Nach einer kleinen Wanderung machten wir in der Dorfkirche von Schellerhau Halt und bestaunten die reich bemalte Tafeldecke aus dem 17. Jahrhundert. Als Besonderheit ist der Beichtstuhl in dieser evangelischen Kirche hervorzuheben. Etwas was man eigentlich nur aus katholischen Kirchen kennt. Anschließend ging es zum Botanischen Garten der Stadt. Er liegt auf einer mittleren Höhe von ca. 750 m, ist 1,5 Hektar groß und beherbergt 1.400 Freilandpflanzenarten. Schwerpunkte sind die Erzgebirgsflora, die alpine Flora der Mittel- und Hochgebirge Europas, Nordamerikas und Asiens sowie des Kaukasus.
Gartenleiterin Annette Zimmermann übernahm die Führung. Die studierte Landschaftsarchitektin ist seit 2008 hier tätig und gab uns einen Einblick in die wechselvolle Geschichte des Gartens. Obwohl wir einen wolkenlosen Septembertag hatten, war es recht kühl im Schatten der großen Bäume. Die Lage am Nordhang trug sein Übriges bei; bei der Führung versuchten wir uns möglichst an den unbeschatteten Stellen aufzustellen. Schaudern ließ uns auch die Jahresdurchschnittstemperatur von nur 5° Celsius in der Region um Schellerhau.
Schwerpunkte im Garten sind die beiden Teiche, die ein künstlicher Bachlauf miteinander verbindet, ein Hochmoor, eine Bärwurz-Wiese und eine original Steinrücke. Außerdem befinden sich dort noch neun Klangobjekte, die ausprobiert werden können; unter anderem ein Gong aus Wu Han, der Stadt, von der das Coronavirus seine Reise um die Welt begann.
Der Rundgang endete im vom Publikum abgetrennten Bereich, in dem Annette Zimmermann Anzucht und Samenproduktion des Sächsischen Fransenenzyans betreibt. Der botanisch korrekte Name lautet Gentianella germanica (WILLD.) BÖRNER ssp. saxonica HEMPEL. Diese fast ausgestorbene, nur in Sachsen vorkommende Enzianart, wurde vor einigen Jahren im Vogtland wiederentdeckt und zur Wiederansiedlung auf Magerwiesen kultiviert. Erste Erfolge verleihen den Bemühungen der Naturschützer Rückenwind.
Die Gartenanlage und die engagierte Leiterin hinterließen einen sehr guten Eindruck. Besonders hervorzuheben ist der gute Pflegezustand des Geländes. In jedem Fall ist es für uns Gärtner ein geeigneter Ort, die Pflanzenkenntnisse zu erweitern und ein lohnendes Ausflugsziel.
Über die Weißeritzwiesen und durchs Pöbelbachtal marschierten wir anschließend zurück zu unserem Ausgangsort und genossen ein ausgiebiges Mittagessen im Gasthof Bärenfels.