Aktueller Pflanzenbaurat vom 21.06.2018

Pflanzenschutz

Bei Kartoffeln sind aufgrund der örtlich bzw. kleinräumig sehr unterschiedlichen Niederschlagsverteilung bzw. -menge auch die Infektionsbedingungen für die Krautfäule recht differenziert. Die Spritzabstände sollten daher unter Berücksichtigung des aktuellen regionalen Infektionsdruckes (derzeit 25. KW überwiegend gering) sowie weiterer schlagspezifischer Bedingungen, wie z. B. Krautwachstum, Sortenanfälligkeit, örtliche Niederschlagsmenge, Fungizidart individuell für den Schlag angepasst werden. Nutzen Sie auch die entsprechenden Entscheidungshilfen (Phytophthora-Prognosemodell, Befallserhebungen) und Fachinformationen für Kartoffelanbauer unter www.isip.de. Im Rahmen des Monitorings wurde bisher (Stand 25. KW) noch kein Krautfäulebefall festgestellt. Die Befallskontrollen sind weiterhin intensiv durchzuführen. Das trifft auch auf bereits behandelte Bestände zu.

Durch die zeitweilig hohen Temperaturen mit einhergehender Trockenheit sind die Kartoffelbestände gestresst. Diese Bedingungen förderten das Auftreten von Alternaria. Erste Symptome der Dürrfleckenkrankheit wurden örtlich im Rahmen des Monitorings gefunden. Hier kann im Rahmen der Krautfäulebekämpfung mit dem Einsatz von Kombinationspräparaten, die den Wirkstoff Mancozeb oder Metiram mit Alternaria-Nebenwirkung beinhalten, reagiert werden. In späten und/oder anfälligen Sorten und bei hohem Befallsdruck bieten sich Revus Top, Narita, Signum oder Ortiva an. Diese Fungizide verfügen über eine spezielle Wirksamkeit gegen Alternaria.

In den Zuckerrübenbeständen ist bei wechselhafter Witterung weiterhin intensiv auf Befall durch Pilzkrankheiten (Cercospora, Ramularia, Echter Mehltau und Rübenrost) zu achten. Bis auf einzelne Befallssymptome der Bakteriellen Blattfleckenkrankheit wurde bisher noch kein Befall durch relevante Blattkrankheiten, wie z. B. Cercospora- Blattfleckenkrankheit festgestellt. Um eine rechtzeitige Cercosporabekämpfung durchführen zu können, sind intensive und kontinuierliche Bestandeskontrollen unbedingt zu empfehlen. Dazu sollten an mehreren gut im Feld verteilten Stellen 100 Blätter aus dem mittleren Blattbereich von 100 Rüben auf Befall untersucht werden. Regionen mit einem hohen Rübenanteil und Schläge in der Nähe alter Rübenmieten sind besonders zu berücksichtigen. Der empfohlene  Bekämpfungsrichtwert bis zum   31. Juli liegt bei 5 Prozent befallene Blätter. Die Anzahl der befallenen Blätter setzt sich aus der Summe Cercospora, Ramularia, Echter Mehltau und Rost zusammen. Nutzen Sie auch die entsprechenden Entscheidungshilfen (CERCBET) unter www.isip.de. Als Hilfe bei der Erkennung von Blattkrankheiten an Zuckerrübenblätter steht die App »ISIP Rübenblatt-Scan« für Android und Apple Smartphones zur Verfügung. Nur 4 Schritte und eine aktive Internetverbindung sind nötig, um die Blattkrankheiten Cercospora, Rübenrost, Ramularia, Phoma, Pseudomonas und unspezifische Blattflecken (Löcher oder Verschmutzungen) automatisch diagnostizieren zu können.

Das Blatt muss aus nächster Nähe fotografiert werden. Befallsverdächtige Flecken werden von der App ausgeschnitten und zur genauen Analyse an einen  Internet-Server gesendet. Das Ergebnis der Diagnose wird nach wenigen Sekunden unter Angabe der Wahrscheinlichkeit in % für eine richtige Identifikation angezeigt. Danach sind weitere Informationen zu den Krankheiten verfügbar.

Dr. Michael Kraatz

Pflanzenbau

Sortenwahl bei Winterraps

Winterraps ist nach Winterweizen die zweitwichtigste Marktfrucht in Sachsen und nimmt einen Anteil an der Ackerfläche von ca. 18 % ein. Zur Ernte 2018 wird mit einer Anbaufläche von 129 Tha gerechnet. Damit ergibt sich im Vergleich zum Vorjahr ein leichter Rückgang um 1 %.

In Deutschland wurden in den letzten Jahren nur noch Hybridsorten zugelassen. Die zuletzt zugelassene Liniensorte stammt aus dem Jahr 2013. Dementsprechend hat der Anteil der Liniensorten im praktischen Anbau deutlich abgenommen.

Neben vielen neuen herkömmlichen Rapssorten hat sich auch das Spektrum bei Sorten mit speziellen Eigenschaften erweitert. Dies betrifft z. B. Sorten mit rassenspezifischer Kohlhernieresistenz oder auch Erucarapssorten. Darüber hinaus wurden in den letzten beiden Jahren in Deutschland Sorten mit Resistenz gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV) zugelassen. Diese Sorten sind jedoch nicht vollständig immun gegenüber dem Virus. Es wird die Befallsrate und die Vermehrung des Virus in den Pflanzen reduziert.

Hauptkriterien bei der Sortenwahl sind der Kornertrag und der Ölgehalt. Neben der Ertragshöhe sollte die Ertragsstabilität über die Jahre beachtet werden. Zwischen den Sorten bestehen deutliche Unterschiede beim Ölgehalt, die teilweise bis zu 4 %-Punkte ausmachen. Der Ölgehalt ist bei Raps in hohem Maße genetisch festgelegt. Die bei der Sortenzulassung ermittelten Einstufungen werden daher im Wesentlichen in den Landessortenversuchen bestätigt, auch wenn das Niveau im Ölgehalt von Jahr zu Jahr deutlich variieren kann.

Bei der Standfestigkeit liegen inzwischen die meisten Sorten auf einem guten bis ausreichenden Niveau. Dabei ist diese Eigenschaft unabhängig von der Pflanzenlänge, d. h. auch längere Rapssorten können eine geringe Lagerneigung aufweisen. Bei der Phomatoleranz besteht weiterhin eine deutliche Differenzierung. Mit vergleichsweise gesunden Sorten ist ein aufwandsreduzierter Anbau möglich. Einige Sorten weisen eine stärkere Reifeverzögerung des Strohs auf, eine Eigenschaft, die sich auf die Beerntbarkeit auswirkt.

Die letzten Jahre und auch das Frühjahr 2018 haben gezeigt, dass Winterraps vergleichsweise sensibel auf eine ungünstige Witterung reagiert. Das Anbaurisiko lässt sich durch die Wahl mehrerer Sorten mit unterschiedlichen Eigenschaften bei Herbst- und Frühjahrsentwicklung sowie Reifeverhalten vermindern. Außerdem werden Arbeitskräfte und Maschinen gleichmäßiger ausgelastet.

Entscheidend für die Saatzeiteignung ist vor allem die Neigung zum Schossen im Herbst, die bei jeder Sorte unabhängig vom Sortentyp zu beachten ist. Für normale Saattermine wird eine Aussaatstärke von 40 – 50 Körnern/m² empfohlen. Dünnsaaten erhöhen das Risiko bei Befall mit Kohlfliegen im Herbst.

Auf Grundlage der Landessortenversuche (LSV) 2015 bis 2017 in den Anbaugebieten Lö-Standorte, V-Standorte und D-Süd-Standorte werden für die Aussaat 2018 die in der Tabelle aufgelisteten Winterrapssorten empfohlen. Eine ausführliche Beschreibung der Sorten kann im Internet unter www.smul.sachsen.de/lfulg abgerufen werden.

In die diesjährigen LSV mit Winterraps wurden sechs neue Sorten aufgenommen. Dazu zählen die in Deutschland zugelassenen Sorten Pyro, Puzzle und Architect sowie die im Rahmen der EU-Prüfung getesteten Sorten DK Expansion, PT 256 und SY Florida. Ab Anfang August stehen die Ergebnisse der aktuellen LSV im Internet zur Verfügung. Damit besteht die Möglichkeit, die Sorten unter Berücksichtigung der diesjährigen Ertragsleistungen einzuschätzen und neue aussichtsreiche Kandidaten noch für einen Erprobungsanbau bei der Aussaat 2018 zu berücksichtigen.

Tabelle: Sortenempfehlungen für Winterraps (Stand: Juni 2018)

  Lö-Standorte V-Standorte D-Süd-Standorte

Linien-
sorten

Arabella,
Patron

Arabella,
ES Alegria,
Patron

 
Hybrid-
sorten

Avatar,
Arsenal,
Penn,
Bender,
Attletick,
DK Exception*,
Hattrick*,
Trezzor*

Avatar,
Penn,
Comfort,
Arsenal,
PT225,
Bender*,
Attletick*

Avatar,
Bonanza,
Bender,
Alvaro KWS,
Arazzo,
Asterion*,
DK Exception*,
Hattrick*,
Trezzor*
Eraton**

*  vorläufige Empfehlung
** Vertragsanbau Erucaraps

Dr. Wolfgang Karalus

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