Aktueller Pflanzenbaurat vom 19.04.2018

Pflanzenschutz

Weißstängeligkeit (Sclerotinia sclerotiorum) an Raps

Eine der Hauptkrankheiten während der Blüte und Abreife des Rapses, die Weißstängeligkeit (Sclerotinia sclerotiorum), tritt je nach Witterungsbedingungen von Jahr zu Jahr in sehr unterschiedlichem Ausmaß auf. Als wichtige Maßnahme zur Gefährdungsabschätzung wird empfohlen, mit Hilfe von Sklerotiendepots die Apothezienbildung (Fruchtkörper) auf den eigenen Schlägen zu überwachen. Die Anlage dieser Depots dient als Hinweis über das Auskeimen der Sklerotien und zum aktuellen Wachstum der Apothezien. Haben die ersten Apothezien einen Durchmesser von ca. 8 mm erreicht, beginnt dass Ausschleudern der Sporen. In Abhängigkeit von der Feuchtigkeit zu diesem Zeitpunkt kann es dann zu Infektionen durch Sclerotinia während der Rapsblüte kommen.

Unterstützend für die Entscheidungsfindung kann auch das Prognose-Modell SleroPro unter www.isip.de genutzt werden. Das Modell sagt die Behandlungsnotwendigkeit während der Vollblüte des Rapses voraus, wobei auch die Wirtschaftlichkeit der Fungizidmaßnahme berücksichtigt wird. Als Datengrundlage für die Modellberechnung muss neben den automatisch einfließenden Wetterdaten (relative Luftfeuchte, Temperatur, Niederschlag) das Datum des Knospenstadiums im Raps (BBCH 55) erfasst und eingegeben werden. Ab Beginn der Blüte werden die infektionsgünstigen Stunden in dem Modell berechnet. In der Karte wird zunächst flächendeckend anhand der Einfärbung (grün/ gelb) angezeigt, ob eine schlagspezifische Berechnung des Infektionsrisikos notwendig ist. Unter Einbeziehung von verschiedenen schlagspezifischen Daten (Ertragsniveau, Rapspreis, Überfahrtskosten und Fungizidkosten) kann eine angepasste Prognose berechnet werden. Erst wenn die aktuell gemessenen infektionsgünstigen Stunden den schlagspezifischen Schwellenwert überschreiten, wird eine Bekämpfung gegen Sclerotinia empfohlen.

Kommt es bis zur Vollblüte (BBCH 65) zu keiner infektionsgünstigen Witterung bzw. zu keiner Bekämpfungsempfehlung durch das Modell, sind weitere schlagspezifische Faktoren (z. B.: Befallssituation in den Vorjahren, Anbaukonzentration in der Fruchtfolge und Vorhandensein von Apothezien auf der Fläche oder im nahen Umfeld) in die Behandlungsentscheidung einzubeziehen.

Empfohlen werden Fungizidmaßnahmen, vordringlich für gefährdete Schläge, soweit die zuvor genannten Kriterien zusammen treffen. Die Wirtschaftlichkeit von Fungizidmaßnahmen in der Blüte ist sehr stark abhängig vom Befallsniveau. Bei geringem Befall sind die Maßnahmen unwirtschaftlich. Eine neue technische Möglichkeit einer schonenden Ausbringung von Fungiziden in der Blüte ist die Verwendung von Dropleg Düsen.

Blattrandkäfer in Leguminosen

Nach dem Auflaufen der Leguminosenbestände sollten die Bestände auf Blattrandkäferbefall unbedingt kontrolliert werden. Ein Befall ist durch den typischen Buchtenfraß der Käfer an den Blatträndern problemlos zu erkennen. Der Käfer selber ist ca. 5 mm groß und auf den Flügeldecken befinden sich helle und dunkle Längsstreifen. Eine Bekämpfung der Käfer (nur bei Überschreitung des Bekämpfungsrichtwertes) ist bis zum 6-Blattstadium erforderlich. Der Bekämpfungsrichtwert ist erreicht, wenn 50 % der Pflanzen (bis BBCH 16) Fraßsymptome aufweisen.

Dr. Michael Kraatz

Pflanzenbau

Nährstoffnachlieferung und N-Düngung zu Mais

Kennzeichnend für den Mais ist eine langsame Jugendentwicklung verbunden mit einer geringen Nährstoffaufnahme und einem schwach entwickelten Wurzelsystem. Daraus erklären sich die überwiegend positiven Effekte der Unterfussdüngung auf das Jugendwachstum und die hohe Nährstoffeffizienz bei platzierter Gülleablage im StripTill-Verfahren. Da die Maiswurzeln den Reihenzwischenraum spät erwachsen, bleibt hier bei hohem Angebot die N-Aufnahme oft unvollständig.

Der größte N-Bedarf ist ab Ende Juni mit Beginn des  Längen- und Massenwachstums sowie während der Kornbildung zu verzeichnen. Das Wasserangebot im Sommer bestimmt dabei oft die Höhe des Ertrages aber auch die N-Freisetzung aus organischen Verbindungen.

Ergebnisse aus dem Jahr 2017 belegen, dass auf  verschiedenen sächsischen Standorten hohe Erträge und N-Entzüge selbst bei verhaltener Düngung und bei negativem N-Saldo erzielt wurden. Demnach kam es während der Vegetation zu einer beachtlichen Nährstoffmobilisation aus der organischen Fraktion des Bodens. In den Demonstrationen der auf Grundlage der WRRL gebildeten Arbeitskreise in Sachsen wurden auf tiefgründigen lehmigen bzw. auf diluvial geprägten Standorten N-Mineralisationen in Höhe von ca. 185 kg N/ha bzw. 80 – 130 kg N/ha beobachtet. Nach der Ernte traten auf allen Flächen, die langjährig organisch gedüngt wurden, unter diesen Bedingungen und dem letztjährigen hohen Ertragsniveau immer noch erhöhte Nmin-Gehalte nach der Ernte auf. Vorteile bezüglich eines Nitrifikationshemmereinsatzes waren vor allem auf den leichteren Flächen zu verzeichnen.

Im Allgemeinen ist daher der optimale Zeitpunkt für die Ausbringung von Gülle/Gärrest unmittelbar vor der Aussaat durch direkte Einarbeitung bei geringen Ammoniakverlusten zu sehen. Dabei sollte das Düngungsniveau unter Beachtung des Nachlieferungspotentials des Standortes gewählt werden. Oft ergeben sich hieraus N-Empfehlungen unter dem eigentlichen Bedarf der Pflanzen. Auf ein überhöhtes Stickstoffangebot reagiert der Mais zwar ohne wesentliche Ertragseinbußen, erhebliche Reststickstoffmengen finden sich dann jedoch nach der Ernte.

LfULG, Ingenieurbüro Müller & Schliephake

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