Aktueller Pflanzenbaurat vom 14.06.2018

Pflanzenschutz

In Zuckerrüben ist bei anhaltend wechselhafter Witterung intensiv auf Befall durch Pilzkrankheiten (Cercospora, Ramularia, Echter Mehltau und Rübenrost) zu achten. Dabei stellt die Cercospora-Blattfleckenkrankheit (Cercospora beticola) die bedeutendste Krankheit dar. Bei Starkregenereignissen und Hagel oder Graupel kann es wieder zu Blattverletzungen an den Rübenpflanzen und nachfolgend zur Ansiedlung mit bakteriellen Erreger kommen. Die Flecken sind oft schwer vom Anfangsbefall von Cercospora zu unterscheiden. Auf den Blättern entstehen unregelmäßig geformte Flecke mit einem dunklen Rand (ähnlich Cercospora oder Ramularia). Bei Vergrößerung mit der Lupe fehlen aber hier die schwarzen oder weißen Konidienträger. Da es sich um Infektionen mit einem Bakterium handelt, sind Fungizidbehandlungen fehl am Platz. Es gibt keine Bekämpfungsmöglichkeiten. Bei Trockenheit kommt es zum Stillstand dieser Krankheit. Zur Ermittlung des Epidemiebeginns von Cercospora beticola und zur Unterstützung der Behandlungsentscheidung stehen die auf Wetterdaten basierenden Prognosemodelle CERCBET 1 und CERCBET 3  unter www.isip.de, Rubrik »Entscheidungshilfen« zur Verfügung.

Zu beachten ist, die Resistenzentwicklung von Cercospora gegenüber Strobilurinen und ein Shifting bei den Azolen. Nach Untersuchungsergebnissen (2017) mit Proben aus Sachsen ist davon auszugehen, dass die Stobilurine keine bzw. nur noch eine deutlich verminderte Wirkung aufweisen. Auch bei den Azolen (Epoxiconazol) ist ein sehr deutliches Shifting feststellbar, so dass auch hier Wirkungsminderungen, insbesondere im kurativen Bereich zu erwarten sind. Wichtig ist, dass kein Fungizid solo mit Strobilurinwirkstoffen eingesetzt wird (Ortiva), sondern immer in Mischung mit Azolwirkstoffen. Dabei ist auf eine hohe Azolmenge zu achten. Ebenso ist ein Wechsel der Azolwirkstoffe sinnvoll.

Dr. Michael Kraatz

Pflanzenbau

Stoppelbearbeitung

Nach der Getreideernte sollte möglichst sofort nach dem Mähdrescher ein Stoppelsturz erfolgen, um die noch vorhandene Bodenfeuchte und -gare für eine optimale Bearbeitung auszunutzen. Sofern eine Strohbergung vorgesehen ist, sollte die Fläche möglichst wenig und geregelt überfahren werden. Dies erhält in weiten Bereichen eine gute Bodenstruktur und ist Grundlage für eine gute Qualität der flachen (bis ca. 6 cm) Bearbeitung. Nach der Rapsernte empfiehlt sich eine differenziertere Herangehensweise.  

Grundsätzlich gibt es für die Stoppelbearbeitung verschiedene ackerbauliche Gründe:

  1. Ernterückstände werden gleichmäßig (Bearbeitung leicht schräg zu den Drillreihen) auf der Fläche verteilt und flach in den Boden eingemischt. Durch Bodenkontakt und -feuchte wird somit eine schnellere Verrottung gefördert. Bei einer Mulchsaat der Folgefrucht werden so Strohmatten vermieden, welche den Feldaufgang der Saat behindern. Auf gepflügten Flächen wird so durchwurzelungsfeindlichen Strohmatten auf der Pflugsohle vorgebeugt. Beim Mähdrusch ist eine möglichst kurze Häcksellänge sowie gleichmäßige Stroh- und Spreuverteilung sehr förderlich für die optimale Stoppelbearbeitung und das Saatbett der Folgekultur.
  2. Die Restverunkrautung nach der Ernte, z. B. im Bereich der Fahrgassen, wird beseitigt.
  3. Ausfallgetreide und -raps werden mit dem Boden in Kontakt gebracht und somit zur Keimung angeregt. Gleiches gilt auch für Samen von Ungräsern und Unkräutern. Im Rahmen der nachfolgenden Stoppel- und Grundbodenbearbeitung können diese dann mechanisch beseitigt werden. Sofern allerdings Quecken oder Disteln nach der Ernte chemisch reguliert werden sollen, sollte der Stoppelsturz nicht sofort nach der Ernte erfolgen. Hier ist zunächst abzuwarten bis sie ausreichend Pflanzenmasse gebildet haben, um die systemischen Herbizide über den Blattapparat aufnehmen zu können. Einige Tage noch der Applikation kann dann die Stoppelbearbeitung erfolgen.
  4. Ist die Ansaat von Zwischenfrüchten beabsichtigt, kann diese direkt mit der Stoppelbearbeitung kombiniert werden, z. B. in Verbindung mit einer aufgesattelten pneumatischen Sämaschine. Sofern zur Zwischenfrucht organische Dünger appliziert werden sollen, können diese sofort im Rahmen der Stoppelbearbeitung eingearbeitet werden. Für das Wachstum der Zwischenfrüchte gilt: Ein Tag im Juli ist so viel wie eine Woche im August. Auch dies spricht für einen Stoppelsturz direkt nach dem Mähdrescher. 

 Durch eine Bearbeitung der Fahrgassen mit einem Fahrgassenlockerer (Tiefe entsprechend der üblichen Grundbodenbearbeitung) vor der Stoppelbearbeitung wird die Fahrgasse anschließend gründlicher und einheitlicher bearbeitet. Kluten werden vermieden, die bei der späteren Saatbettbereitung stören. Zudem verbessert sich der Fahrkomfort bei der Stoppelbearbeitung.

Im Gegensatz zur Getreidevorfrucht, wo der Stoppelsturz so schnell wie möglich nach dem Drusch erfolgen sollte, um die noch vorhandene Bodenfeucht und -gare zu nutzen,  sollte nach der Rapsernte nicht immer sofort ein Stoppelsturz erfolgen. Sind die Witterungs- (Regen/Taubildung) und Bodenbedingungen feucht, reicht dies in Verbindung mit der Bodenbedeckung durch das gehäckselte Rapsstroh aus, um den Ausfallraps zur Keimung zu bringen. Dann sollte die Stoppelbearbeitung erst erfolgen, wenn der Keimling 2 – 3 Blätter ausgebildet hat. Aus phytosanitären Gründen sollte nicht viel länger gewartet werden. Der Vorteil dieser Variante ist auch, dass die noch grünen Rapsstoppel absterben und sich bei der nachfolgenden Bearbeitung besser zerkleinern lassen. Sind die Witterungs- und Bodenbedingungen absehbar durchgehend trocken, sollte hingegen die Stoppelbearbeitung sofort nach der Ernte erfolgen, damit die Restbodenfeuchte die Keimung anregen kann. In jedem Fall sollte die Stoppelbearbeitung sehr flach (1 – 2 cm) sein, um die Rapssamen nicht zu vergraben und in eine Keimruhe zu versetzen. Danach läuft dann die 2. Welle des Ausfallrapses auf.  In der Praxis ist wird diese oft mit nicht selektiven Herbiziden reguliert. Vor dem Hintergrund der Diskussion über den Einsatz dieser Herbizide kann eine 2. Stoppelbearbeitung nach Raps eine gute Alternative darstellen.
Vor der 1. Stoppelbearbeitung kann es sinnvoll sein, die langen Rapsstoppeln mit einem Mulcher oder einer Messerwalze mit nachlaufenden Schneidscheiben zu zerkleinern. Dies fördert eine aus phytosanitärer Sicht wünschenswerte schnelle Verrottung der Stängel.

Auch bei Getreideflächen sollte eine 2. Stoppelbearbeitung erwogen werden, sobald das Ausfallgetreide flächig ergrünt ist und sofern die Fläche bis zur nachfolgenden Grundbodenbearbeitung noch zu lange unbearbeitet bleibt. So wird eine grüne Brücke verhindert, welche  z. B. die Verbreitung von Virosen durch Blattläuse fördert.

Folgende Geräte kommen je nach Einsatztiefe und -anforderungen für die Stoppelbearbeitung in Frage:

Sehr flach (1 – 3 cm):
Stroh-/Schwerstriegel, bodengetriebene Zinkenrotoren, Spatenrolleggen, Messerwalzen kombiniert mit gewellten Schneidscheiben, doppelreihige gewellte Schneidscheiben mit Schnittwinkelverstellung (0 – 6 °). Die beiden letztgenannten Geräte eignen sich auch gut zur Zerkleinerung von Raps- und Maisstoppeln.  

Flach (3 – 6 cm):
Kompaktscheibeneggen, X-/ Y-Scheibeneggen, Flachgrubber, Schwergrubber

Bei Scheibeneggen wird oft die Tiefenführung bei geringer Tiefe nicht exakt eingehalten, bzw. ist nicht so exakt einstellbar. Insbesondere unter trockenen oder verdichteten Bodenbedingungen ist der Einzug in den Boden schlecht. Zudem wird der Boden nicht flächig abgeschnitten sondern es entsteht eine wellenförmige Bearbeitungssohle, welche z. B. zu unterschiedlichen Keimbedingungen führt. Dafür sind sie weniger anfällig gegenüber Verstopfungen als Flachgrubber. Hingegen haben Flachgrubber mit Gänsefußscharen einen besseren Bodeneinzug und schneiden den Boden flächig mit exakter Tiefenführung. Auch Schwer-Grubber können zur flachen Stoppelbearbeitung genutzt werden, sind aber eher für eine tiefere Bearbeitung im Sinne der Grundbodenbearbeitung ausgelegt. Für ein gutes Arbeitsergebnis sollten sie zum Stoppelsturz mit Flügelscharen ausgestattet sein.

Sowohl die verschiedenen Typen von Scheibeneggen als auch die Flachgrubber und Grubber können je nach Einsatzbedingungen und -anforderungen mit Nachläufern ausgestattet werden. Hier stehen vor allem verschiedene Walzentypen im Vordergrund. Diese sorgen bei trocknen Bodenbedingungen für eine ausreichende Rückverfestigung und somit für gute Keim- und Verrottungsbedingungen auf dem Stoppelacker.

Henning Stahl

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